Studie zu Chancengleichheit Europa ist sozial gerechter geworden
16.11.2017, 10:37 Uhr
Dank der EU-weit positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hat sich die Lebenssituation für die Europäer grundsätzlich verbessert - doch laut einer aktuellen Bertelsmann-Studie gibt es nach wie vor Sorgenkinder. Auch in Deutschland läuft nicht alles rund.
Die Chancengerechtigkeit im Hinblick auf Jobs, Bildung oder medizinische Versorgung ist in den EU-Ländern weiter stark unterschiedlich ausgeprägt - insgesamt aber verbessert sich die Situation. Das zeigt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zur sozialen Gerechtigkeit. Danach stehen Dänemark, Schweden und Finnland an der Spitze. Auf einer Skala von null bis zehn kommen die Länder auf einen Wert von über sieben. Schlusslichter sind Rumänien und Griechenland mit einem Wert unter vier.
Deutschland landet mit einem Wert von 6,7 auf Rang sieben im vorderen Feld. "Wir definieren soziale Gerechtigkeit als Chancengerechtigkeit, dass jeder entsprechend seinen Fähigkeiten bestmöglich an der Gesellschaft teilnehmen kann; unabhängig von seinem sozialen Hintergrund", erklärte Daniel Schraad-Tischler von der Bertelsmann-Stiftung. Im zentralen Bereich Arbeitsmarkt gab es 2016 im Vergleich zum Vorjahr eine Verbesserung: In 26 von 28 EU-Ländern ging es am Arbeitsmarkt aufwärts.
Die Forscher sahen sich beim Arbeitsmarkt elf Indikatoren an - neben der Arbeitslosen- und Beschäftigungsquote analysierten sie etwa die Chancen von Menschen im Niedriglohnbereich. Dabei gab es große Unterschiede zwischen den Ländern. Ein Beispiel: Während beim Spitzenreiter Deutschland die Jugendarbeitslosigkeit 2016 bei 7,1 Prozent lag, kam Schlusslicht Griechenland auf 47,3 Prozent. Auch dort entspannte sich die Lage aber etwas - 2013 lag der Wert noch bei 58,3 Prozent.
Anteil der von Armut Bedrohten konstant
"Dadurch, dass die Chancen am Arbeitsmarkt besser geworden sind, hat sich die Einkommenssituation zum Teil verbessert und dadurch nimmt wiederum der Anteil der von Armut bedrohten Menschen ab", erklärte Schraad-Tischler. Waren 2016 noch 23,4 Prozent der Menschen in der EU von Armut bedroht, traf dies 2013 noch auf 24,7 Prozent zu. Von Armut bedroht ist danach jeder, der sich elementare Grundbedürfnisse wie eine angemessen beheizte Wohnung nicht leisten kann.
Auch wenn Deutschland im EU-weiten Vergleich mit Rang sieben relativ weit vorne liegt, gibt es Probleme: So hat sich laut der Studie der Anteil der Menschen, die von Armut bedroht sind, in den letzten Jahren kaum verringert. Ihr Anteil lag 2016 bei 16,5 Prozent, ein Jahr zuvor waren es 16,7 Prozent. Obwohl die Wirtschaft brumme, kämen die Wohlstandsgewinne nicht bei allen Menschen an, sagte Schraad-Tischler.
Quelle: ntv.de, jug/dpa