Lebensversicherung im Fokus Österreichs Ex-Vizekanzler Strache wegen Untreue angeklagt
29.10.2025, 17:15 Uhr Artikel anhören
Wenn die Vorwürfe sich bestätigen, drohen Heinz-Christian Strache bis zu zehn Jahre Haft.
(Foto: picture alliance / ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com)
Die Ibiza-Affäre kostet Heinz-Christian Strache vor sechs Jahren Amt und Würden. In einem heimlich aufgenommenen Video zeigt sich der damalige Vizekanzler Österreichs anfällig für Korruption. Auch wegen weiterer Affären steht der Ex-FPÖ-Chef nun im Fokus der Ermittler.
Österreichs ehemaliger Vizekanzler und Ex-FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache ist wegen des Verdachts der Untreue angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 56-Jährige in seiner Zeit als Parteichef versucht hat, sich eine Prämie von 300.000 Euro auf eine Lebensversicherung anzueignen.
Wie die Anklagebehörde weiter mitteilte, sei im Erlebensfall aber die FPÖ Wien bezugsberechtigt gewesen. Die Anklage sei noch nicht rechtskräftig, hieß es. Strache und ein weiterer Angeklagter könnten noch Einspruch bei Gericht erheben.
Laut Staatsanwaltschaft hatte der Landesverband Wien der FPÖ 2007 zur Absicherung der Familie des Parteichefs eine Lebensversicherung auf zehn Jahre abgeschlossen. Strache habe mit seinen Versuchen, an die Prämie zu gelangen, das Vermögen der Partei schädigen wollen, so die Anklage. Auf das Delikt steht eine Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren. Sobald die Anklage rechtswirksam wird, legt das Landesgericht Wien einen Termin für die Hauptverhandlung fest.
Karriereende durch Ibiza-Affäre
Strache war rund 14 Jahre lang Parteichef der FPÖ. Unter seiner Führung gelangen den Rechtspopulisten teils spektakuläre Erfolge. Höhepunkt seiner Karriere war die Koalition mit der ÖVP unter dem damaligen Kanzler Sebastian Kurz 2017. Strache wurde Vizekanzler und Sportminister.
Im Mai 2019 trat er unter dem Eindruck der Ibiza-Affäre zurück. Ausgelöst wurde der Skandal von einem heimlich auf der spanischen Ferieninsel gedrehten Video, das mehrere Medien in Teilen veröffentlicht hatten. Auf den Aufnahmen war zu sehen, wie Strache vor der Parlamentswahl 2017 einer vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte im Gegenzug für Wahlhilfe Staatsaufträge in Aussicht stellte. Der damalige Vizekanzler und FPÖ-Chef wirkte im Kreis von Vertrauten anfällig für Korruption.
Weitere Ermittlungen
Nach dem Skandal folgten Ermittlungen gegen mehrere österreichische Politiker. Angeklagt wurde der frühere österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz, der im Berufungsverfahren zu seiner Verurteilung wegen Falschaussage im Mai freigesprochen wurde.
Gegen Kurz wird jedoch noch in einem weiteren Fall ermittelt. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass der Ex-Kanzler öffentliche Gelder veruntreut hat, um verfälschte Umfragen zu finanzieren, die sein Image aufpolieren sollten, und um für eine positive Berichterstattung in den Medien zu bezahlen.
Auch wegen einer Spesen-Affäre steht Strache weiter im Fokus der Ermittler. Hier geht es laut dem österreichischen Online-Magazin Kontrast.at um private Ausgaben, die Strache als Vizekanzler und FPÖ-Chef an Staat und Partei verrechnet haben soll. Demnach finden sich auf der Spesen-Liste Taxi-Rechnungen, Abendessen, Medikamente, Computerspiele und Luxusurlaube mit dem Privatjet. Das Bundeskriminalamt beziffere den Schaden in der Spesen-Affäre des früheren FPÖ-Chefs mit 580.832,82 Euro.
Die österreichische Staatsanwaltschaft bestätigte gegenüber der "Kleinen Zeitung", dass noch weiter gegen Strache ermittelt wird, der Untreue-Vorwurf bei der Lebensversicherung sei aber nun reif für ein Hauptverfahren. Strache weist die Vorwürfe zurück.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP