Streitthema Zuwanderung FDP nimmt Auswanderer ins Visier
19.11.2010, 15:03 UhrDeutschland hat ein Auswanderungsproblem, sagt FDP-Fraktionschefin Homburger. Statt Debatten über mehr Zuwanderung sollte man sich Gedanken machen, wie man diese hoch qualifizierten Menschen halten könne. Derweil wollen die Innenminister gut integrierten ausländischen Jugendlichen eine eigene gesicherte Aufenthaltsperspektive eröffnen.
Beim Thema Fachkräftemangel will die FDP neben Zuwanderern auch die Auswanderer in den Blick nehmen. "Tausende Menschen verlassen jährlich Deutschland, sie gehen ganz ins Ausland, nehmen oft ihre Familien mit. Das ist etwas, was uns nicht kalt lassen kann", sagte die FDP-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Birgit Homburger, in Magdeburg. Dort trafen sich die Vorsitzenden der FDP-Fraktionen der Länderparlamente, des Deutschen Bundestages und des Europäischen Parlaments.
In etlichen Branchen wie in den Naturwissenschaften oder im Ingenieurwesen gebe es zu restriktive Vorgaben und zu viel Bürokratie, sagte Homburger. "Wir sollten uns Gedanken machen, wie wir diese hoch qualifizierten Menschen in Deutschland halten können."
Mit Blick auf die Debatte um Zuwanderung plädieren die Fraktionschefs laut Homburger für ein Punktesystem, das regeln soll, wer nach Deutschland kommen darf. Ausbildung, sprachliche Qualifikationen und berufliche Erfahrung sollten eine Rolle spielen. Sie betonte: "Wir wollen Zuwanderung in Arbeit, aber nicht Zuwanderung in soziale Sicherungssysteme. Andere Länder tun dies seit vielen Jahren mit großer Konsequenz und entsprechendem Erfolg." Zudem müssten ausländische Abschlüsse schneller bewertet und anerkannt werden.
Eigenständiges Bleiberecht für junge Ausländer
Die Innenminister von Bund und Ländern sprachen sich derweil dafür aus, gut integrierten minderjährigen Ausländern ein vom Status ihrer Eltern unabhängiges Aufenthaltsrecht einzuräumen. Sie forderten den Bund zum Abschluss ihrer zweitägigen Herbstkonferenz in Hamburg auf, eine entsprechende bundeseinheitliche gesetzliche Regelung vorzubereiten.
"Wir brauchen die Jugendlichen in der Zukunft aufgrund der negativen demografischen Entwicklung", sagte Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU). Berlins Innensenator Erhart Körting (SPD) betonte, man wolle ein Zeichen dafür setzen, dass gut integrierte junge Menschen "eine Perspektive in Deutschland eröffnet wird".
Nach der bisherigen Regelung ist der Status von Minderjährigen ausschließlich von dem ihrer Eltern abhängig. Werden diese abgeschoben, etwa weil ihre Duldung abläuft, müssen die Kindern mitgehen. Das gilt auch, wenn diese zur Schule gehen und sich allgemein gut einlebt haben.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa