Eher unter Fünf-Prozent-Hürde Forsa-Chef rechnet Wagenknecht-Partei keine großen Chancen aus
25.10.2023, 03:26 Uhr Artikel anhören
Wagenknecht will auch um AfD-Wähler werben. Forsa-Chef Güllner sieht da wenig Potenzial.
(Foto: IMAGO/Funke Foto Services)
Wer hat Angst vor der Wagenknecht-Partei? Bei CDU und AfD sollten sich die Sorgen vor der potenziellen Konkurrenz in Grenzen halten, meint Forsa-Chef Güllner. Derweil dringt die Junge Union darauf, eine Zusammenarbeit mit dem Bündnis auszuschließen.
Nach der angekündigten Gründung einer Partei unter der Führung von Sahra Wagenknecht fordert die Junge Union (JU) die CDU dazu auf, ihren Unvereinbarkeitsbeschluss zu erweitern. "Es darf für die CDU keine Zusammenarbeit mit der Wagenknecht-Partei geben", sagte der JU-Vorsitzende Johannes Winkel dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Da muss die CDU ganz klar sein." Die CDU hatte auf einem Parteitag im Jahr 2018 "Koalitionen und ähnliche Formen der Zusammenarbeit sowohl mit der Linkspartei als auch mit der Alternative für Deutschland" abgelehnt.
Winkel warnte davor, sich von dem neuen Bündnis "blenden" zu lassen. "Wagenknecht ist klug auf den Anti-Wokeness-Zug aufgesprungen." Sie sei aber in der Linken einst die "Wortführerin der Kommunistischen Plattform, mit politischem Vorbild Stalin" gewesen. "Sozialismus ohne Gendern ist nicht konservativ, sondern bleibt Sozialismus", sagte der CDU-Politiker.
Umfragewerte "abenteuerlich"
Derweil bezweifelt der Gründer und Chef des Meinungsforschungsinstituts Forsa, Manfred Güllner, dass es große Schnittmengen zwischen der Wählerschaft der Union und dem Wagenknecht-Bündnis geben könnte – und dass sich die Frage einer Zusammenarbeit in absehbarer Zeit überhaupt stellt. Derzeit sieht er die geplante Partei unterhalb der Fünf-Prozent-Hürde. Umfragen, die ihr bereits nach der Gründungsankündigung einen zweistelligen Wert bescheinigten, halte er für "absolut abenteuerlich", sagte Güllner dem RND.
Bei einer Umfrage durch Forsa im Auftrag von RTL und ntv gaben am Montag 3 Prozent der 1001 Befragten an, eine Wagenknecht-Partei "auf jeden Fall" wählen zu wollen, 17 Prozent "vielleicht". Das Potenzial, Wählerinnen und Wähler von AfD und CDU zu gewinnen, schätzt Güllner dabei als nicht allzu groß ein. "Nach unseren Erkenntnissen könnte Wagenknecht einen geringen Teil der bisherigen Linken-Wähler anziehen und auch nur wenige Stimmen von der AfD holen." Man müsse in Rechnung stellen, dass die AfD zu einem großen Teil das rechtsradikale Potenzial binde, das es in Deutschland immer gegeben habe.
Der Meinungsforscher sagte ferner, dass die von Wagenknecht 2018 ins Leben gerufene Sammelbewegung "Aufstehen" nach relativ kurzer Zeit "kläglich gescheitert" sei. Der CDU im Osten empfahl er in Bezug auf Wagenknecht und mögliche Bündnisfähigkeiten "nicht zu taktisch" zu denken, sondern sich auf das große Potenzial der Nichtwähler zu konzentrieren. Es gebe im Osten mehr Nichtwähler als AfD-Wähler.
Quelle: ntv.de, ino