Vage Aussichten für neue Partei Fast jeder Fünfte kann sich Wagenknecht-Wahl vorstellen
24.10.2023, 14:00 Uhr Artikel anhören
Wagenknecht hat die Linke, der sie samt Vorgängerparteien SED und PDS mehr als drei Jahrzehnte angehörte, verlassen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Das Aufsehen um die neue Partei von Sahra Wagenknecht ist groß. Die Anzahl derjenigen, die sie aber auf jeden Fall wählen wollen, ist gering. Diejenigen, die sich diesen Schritt zumindest vorstellen können, sind dagegen deutlich mehr. Vor allem zwei Parteien drohen spürbare Verluste.
Die Aussichten für den Erfolg der angekündigten Partei Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) sind einer Umfrage zufolge eher vage. Das Institut Forsa ermittelte im Auftrag von RTL und ntv den Zuspruch zu der Partei, die zu Beginn des neuen Jahres gegründet werden soll. Demnach wollen 3 Prozent der Befragten die Partei "auf jeden Fall" wählen. 17 Prozent gaben an, sie würden "vielleicht" für die Partei mit der Ex-Linkenpolitikerin an der Spitze stimmen. 74 Prozent der Befragten schließen das für sich aus.
Selbst unter bisherigen Linke-Wählern ist der Zuspruch eher schwach. Von Ihnen würden 12 Prozent "auf jeden Fall" Wagenknechts Bündnis wählen. Unter den Wählern kleinerer Parteien sind es 17 Prozent, die zu Wagenknecht neigen. Im Lager der AfD-Wähler sind es 8 Prozent, die sicher für Wagenknecht stimmen wollen. Ferner scheinen die Werte relativ stabil: In der Vorwoche wollten ebenfalls nur 3 Prozent Wagenknecht "auf jeden Fall" wählen, 18 Prozent "vielleicht" und 73 "auf keinen Fall". Mit Blick auf die von Forsa angegebene statistische Fehlertoleranz von 3 Prozent ist das eine nicht sicher messbare Minimal-Verschiebung.
Die schwachen Werte bedeuten nicht, dass die Partei chancenlos wäre. Immerhin 36 Prozent der Linke-Anhänger und 30 Prozent der AfD-Wähler geben an, die noch nicht gegründete Partei wählen zu wollen. Sogar 21 Prozent der FDP-Wähler können sich das vorstellen. Bei den Anhängern der SPD sind es 12 Prozent und bei denen der Union 10 Prozent. Mit 5 Prozent "Vielleicht"-Angaben verfängt Wagenknecht am wenigsten bei den Anhängern der Grünen, nachdem Wagenknecht wiederholt scharfe Kritik an der Klimapolitik der Bundesregierung geübt hat.
Mehr Zuspruch im Osten
Ferner zeichnet sich ab, dass die aus Thüringen stammende Wagenknecht im Osten mehr verfängt als im Westen. 8 Prozent der ostdeutschen Befragten geben an, Wagenknecht "auf jeden Fall" wählen zu wollen und weitere 25 Prozent können sich das zumindest vorstellen. Bei den westdeutschen Wählern, die bei der Bundestagswahl deutlich zahlreicher sind, wollen dagegen nur 2 Prozent der Befragten Wagenknecht "auf jeden Fall" wählen und nur 16 Prozent erwägen diesen Schritt.
Wagenknecht hat am Montag in Berlin ihren Verein Bündnis Sahra Wagenknecht vorgestellt, aus dem bis spätestens Januar eine eigene Partei hervorgehen soll. Diese soll bereits zu den Europawahlen im kommenden Juni sowie zu den drei Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen im kommenden Jahr antreten. Zusammen mit Wagenknecht verließen neun weitere Linke-Abgeordnete die Partei, darunter auch die bisherige Co-Fraktionschefin Amira Mohammed Ali. Wagenknecht sagte bei der Vorstellung ihres Vorhabens, sie wolle allen eine neue politische Heimat bieten, die über die regierenden Parteien enttäuscht seien. Auch Menschen, die die AfD aus Frust gewählt haben oder wählen wollten, aber eigentlich nicht rechts seien, wolle sie mit dem BSW ein Angebot machen.
Die Daten zum RTL/ntv-Trendbarometer wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland zwischen dem 20. und dem 23. Oktober erhoben. Datenbasis: 1001 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 3 Prozentpunkte.
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Forsa-Umfragen im Auftrag von RTL Deutschland.
Quelle: ntv.de, shu