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Nach Tötung von Hamas-Anführer Frankreich fordert von Israel Zurückhaltung im Libanon

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Nach der schweren Explosion in Libanons Hauptstadt Beirut sucht der Zivilschutz nach Überlebenden.

Nach der schweren Explosion in Libanons Hauptstadt Beirut sucht der Zivilschutz nach Überlebenden.

(Foto: dpa)

Israel soll einen ranghohen Anführer der islamistischen Hamas in Beirut getötet haben. Nun befürchtet der Libanon, über eine Gegenreaktion der Hisbollah in den Gaza-Krieg hineingezogen zu werden. Derweil fordert der französische Präsident Macron, Israel soll "eskalierendes Verhalten im Libanon" vermeiden.

Nach der Tötung der Nummer zwei der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Libanon hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Israel zur Mäßigung aufgerufen. Wie der Elysée-Palast am späten Dienstagabend mitteilte, sagte Macron in einem Telefonat mit dem israelischen Minister und Mitglied des Kriegskabinetts Benny Gantz, es sei "wesentlich, jegliches eskalierende Verhalten insbesondere im Libanon zu vermeiden". Frankreich werde diese Botschaft weiterhin "allen direkt oder indirekt beteiligten Akteure in dem Gebiet übermitteln", hieß es.

Wenige Stunden zuvor war die Nummer zwei der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas, Saleh al-Aruri, bei einem Israel zugeschriebenen Drohnenangriff auf das Hamas-Büro am südlichen Stadtrand der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet worden. Er ist der Vize-Leiter des Politbüros der Hamas und damit der bislang ranghöchste Anführer der Terrororganisation, der während des Gaza-Krieges gezielt getötet wurde.

Insgesamt starben bei dem Angriff laut der mit der Hisbollah verbündeten Hamas sieben Menschen, unter ihnen auch zwei Anführer des bewaffneten Arms der Hamas. Die Terrororganisation gab umgehend Israel die Schuld. Während Israels Militär Berichte über eine gezielte Tötung von Saleh al-Aruri nicht kommentieren wollte, kündigte die Hisbollah-Miliz im Libanon am Dienstagabend Vergeltung an: "Dieses Verbrechen wird niemals ohne Antwort oder Strafe vorübergehen."

Noch am Abend unternahm die Miliz nach ihren eigenen Angaben einen ersten Angriff auf eine Gruppe israelischer Soldaten nahe der Grenze. Dabei habe es Tote und Verletzte gegeben. Israelischen Medienberichten zufolge rechnet die Armee nun auch mit Beschuss von Raketen größerer Reichweite.

Hisbollahs Tunnelsystem rückt in den Blick

Der Angriff auf Saleh al-Aruri war der erste auf die libanesische Hauptstadt seit Kriegsbeginn. Bislang hatten sich die Auseinandersetzungen zwischen der israelischen Armee und der libanesischen Hisbollah-Miliz - einem Verbündeten der palästinensischen Hamas - auf die Grenzgebiete im Süden des Libanon beschränkt. Der regelmäßige Beschuss zwischen der Hisbollah und Israels Armee nahe der Grenze hat seit Beginn des Gaza-Kriegs vor drei Monaten zugenommen. Die Hisbollah gilt als weitaus schlagkräftiger als die Hamas.

Wie die Hamas soll sie zudem über ein Tunnelsystem verfügen, das einem Medienbericht zufolge weit ausgefeilter sei als das der Hamas. Die unterirdischen Tunnel verliefen im Süden Libanons über Hunderte Kilometer bis zur Grenze nach Israel hinein, zitierte die "Times of Israel" am Dienstag den Geheimdienstexperten Tal Beeri.

Regierung im Libanon will Reaktion der Hisbollah verhindern

Einem Medienbericht zufolge steht die Regierung im Libanon mit der Hisbollah im Kontakt, um sie von einer möglichen Gegenreaktion abzuhalten. Der geschäftsführende Außenminister, Abdallah Bou Habib, sagte dem britischen Radiosender BBC 4 am Dienstagabend, dass seine Regierung mit der Hisbollah spreche, um "sie davon zu überzeugen, dass sie nicht selbst reagieren sollte."

Die nächsten 24 Stunden würden zeigen, ob die Hisbollah reagieren wird oder nicht, so Bou Habib. "Wir sind sehr besorgt, die Libanesen wollen nicht hineingezogen werden, selbst die Hisbollah möchte nicht in einen regionalen Krieg hineingezogen werden." Er forderte die westlichen Staaten auf, "Druck auf Israel auszuüben, damit es all seine Gewalt und alle seine Aktionen einstellt, nicht nur im Libanon, nicht nur in Beirut, sondern auch in Gaza". Die Regierung im Libanon ist nur eingeschränkt handlungsfähig. Zurzeit wird das Land von Ministerpräsident Nadschib Mikati geschäftsführend geführt. Seit über einem Jahr scheitert die Wahl eines Präsidenten immer wieder an Machtkämpfen innerhalb der politischen Elite.

Macron will "dauerhaften Waffenstillstand"

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Frankreichs Staatschef Macron bekräftigte in seinem Gespräch mit dem israelischen Minister Gantz laut Elysée-Palast zudem die Forderung, mit Hilfe "aller regionalen und internationalen Partner" auf einen "dauerhaften Waffenstillstand" zwischen Israel und der Hamas hinzuarbeiten.

Zudem habe Macron erneut seine "tiefste Besorgnis über die sehr hohe Zahl an getöteten Zivilisten" und die "absolute humanitäre Notlage" im Gazastreifen zum Ausdruck gebracht, erklärte der Präsidentenpalast. Zugleich habe der Präsident die "Verpflichtung Frankreichs zur Sicherheit Israels" bekräftigt.

Quelle: ntv.de, gut/AFP/dpa

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