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Neuer Leak, zweiter Maulwurf? Geheimpapier: Russland unfähig, westlichen Nachschub zu stoppen

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Ein ukrainischer Panzerfahrer zeigt sich auf seinem Weg zur Front in Tschassiw Jar siegessicher.

Ein ukrainischer Panzerfahrer zeigt sich auf seinem Weg zur Front in Tschassiw Jar siegessicher.

(Foto: REUTERS)

Der Sturm um die veröffentlichten US-Geheimdienstinformationen der vergangenen Woche hat sich kaum gelegt, da werden weitere vertrauliche Papiere publik. Sie enthalten positive Nachrichten. Aber in den USA gibt es womöglich einen zweiten Maulwurf.

In den vergangenen Tagen verursachten veröffentlichte Dokumente der US-Geheimdienste Schockwellen in der westlichen Allianz. Die Zusammenfassung: Die Papiere sind größtenteils echt, es geht auch um die Luftverteidigung sowie Offensivfähigkeiten der Ukraine, und es wird befürchtet, dass weitere Veröffentlichungen den Krieg in der Ukraine zu Ungunsten der Verteidiger beeinflussen könnten. Nun sind tatsächlich weitere Geheimpapiere im Netz gelandet, schreibt die "New York Times". Sie enthalten allerdings eher Positives für die westlichen Verbündeten.

Aus den neuen Papiere gehen laut dem US-Medium zwei wichtige Erkenntnisse hervor. Erstens: In einem Dokument von Ende Februar heißt es, Russland habe es nicht geschafft, den Nachschub an Waffen und Munition von Verbündeten der Ukraine in das Kriegsland zu stören. In absehbarer Zukunft würden die russischen Kräfte dazu auch nicht in der Lage sein.

"In den kommenden 6 Monaten werden Russlands wirtschaftliche Herausforderungen und geschwächten konventionellen (militärischen) Fähigkeiten die Anstrengungen sehr wahrscheinlich behindern", zitiert das US-Medium aus dem Papier. Dies erzeuge "ein sehr günstiges Umfeld" für weitere Waffen- und Munitionslieferungen. Heißt: Der Westen kann gefahrlos weiter liefern - wenn er das will.

Westen geht von doppelten Verlusten aus

Zweitens beschreibt ein Dokument einen internen Konflikt des russischen Verteidigungsministeriums mit dem Inlandsgeheimdienst FSB. Demnach beschuldigt der FSB das Ministerium, die Zahl der eigenen Toten und Verwundeten im russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu fälschen und damit die tatsächliche Lage auch intern zu verschleiern. Dies weist auf einen andauernden internen Konflikt in Moskau hin.

Der FSB kritisiert laut des Dokuments, das Verteidigungsministerium rechne weder die Toten und Verwundeten der russischen Nationalgarde, noch der Wagner-Söldner oder der Kämpfer von "Putins Bluthund" Ramsan Kadyrow ein. Der russische Geheimdienst geht laut des Dokuments von etwa 110.000 Toten und Verwundeten auf russischer Seite aus. Die offenbar niedrigere Angabe des Verteidigungsministeriums ist nicht enthalten.

US-Verantwortliche gehen von etwa 200.000 Toten und Verwundeten auf russischer Seite aus, also fast doppelt so vielen wie der FSB. In einem zuvor geleakten Papier aus dem Februar wurde dies detaillierter, also mit 189.500 bis 223.000 russische Verluste angegeben, davon bis zu 43.000 Tote. Auf Seite der Ukraine waren es demnach bis zu 131.000, darunter bis zu 17.500 Tote.

Schlechte Nachrichten lieber verschweigen?

Die neue Veröffentlichung kann über ihren Inhalt hinaus zweierlei bedeuten. Erstens ist der ursprüngliche Maulwurf möglicherweise - ungeachtet der Aufmerksamkeit - weiterhin aktiv. Oder neben ihm gräbt ein weiterer, der Informationen an die Oberfläche drückt. Als ersten Verdächtigen haben US-Behörden laut "Washington Post" einen ehemaligen Mitarbeiter einer Militärbasis ausgemacht, der die Dokumente ursprünglich auf einen inzwischen abgeschalteten Server hochgeladen haben soll.

In einem der Papiere heißt es, die Anschuldigung des FSB gegen das Verteidigungsministerium streiche heraus, dass russische Offiziere nur widerwillig schlechte Nachrichten nach oben in der Befehlskette meldeten. Der Eintrag stammt vom 28. Februar und basiere höchstwahrscheinlich auf abgefangener elektronischer Kommunikation, schreibt die "New York Times".

So seien die meisten Seiten gekennzeichnet und wiesen deshalb darauf hin, dass der Maulwurf keinen Zugang zu sensiblerem Material habe. Informationen von Spionen "on the ground" werden demnach üblicherweise in höhere Geheimhaltungsstufen eingeordnet.

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Die Schuldzuweisungen und das Gezerre zwischen verschiedenen staatlichen Stellen zeigten, warum Russland solche Probleme habe, in der Ukraine einen erfolgreichen Angriffsfeldzug zu führen, schreibt das US-Medium. Auch wenn das nicht so ist: Es verhindert zumindest, dass alle Beteiligten mit denselben Informationen über die eigenen Streitkräfte arbeiten.

Die neuen Informationen umfassen 27 Seiten und enthalten Informationen des US-Geheimdienstes National Security Agency (NSA), des US-Geheimdienstchefs sowie des Pentagon. Sie zeigen: Die US-Spionage horcht offenbar nah am Puls des Kreml, bis in die höchsten Kreise der russischen Geheimdienste und Moskaus Militär. Sie zeigen aber auch, dass die Veröffentlichungswelle womöglich noch lange nicht vorbei ist.

Quelle: ntv.de

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