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Ukraine, Spione, Naher Osten Acht Erkenntnisse der US-Geheimdokumente

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Ein mobiler Raketenwerfer der Ukraine aus sowjetischer Bauart.

Ein mobiler Raketenwerfer der Ukraine aus sowjetischer Bauart.

(Foto: AP)

Politiker, Diplomaten und Experten auf aller Welt reden über die möglichen Folgen der veröffentlichten Geheimdokumente. Die meisten davon sind allem Anschein nach echt, viele haben mit dem Ukraine-Krieg und Russland zu tun. Andere drehen sich um die Rolle der Vereinigten Staaten im Nahen Osten. Dies sind die bislang bedeutsamsten acht Erkenntnisse und Enthüllungen der Papiere aus den USA.

Die ukrainische Luftabwehr ist löchriger als gedacht. Derzeit verteidigt sich Kiew mit Raketensystemen aus Sowjetzeit. Die beiden Waffentypen bilden gemeinsam fast 90 Prozent der Luftabwehr. Doch in einem Dokument datierend aus dem Februar heißt es, die Munition für das verwendete Buk-System werde sich im März und für das S300-System im Mai erschöpfen. Die Ukraine könne deshalb nur noch wenige Angriffswellen russischer Raketen überstehen. Sollte die Abwehr ausfallen, könnte auch die russische Luftwaffe mit Kampfflugzeugen und Bombern eingreifen. Derzeit hält sie sich noch zurück.

Das Pentagon zweifelt an den Erfolgsaussichten einer Frühjahrsoffensive. Seit Monaten reden die USA und ihre Verbündeten offen und optimistisch von einem breiten Gegenfeldzug der ukrainischen Streitkräfte gegen die russischen Invasoren. Kiew will demnach im Osten vorrücken sowie im Süden, um möglichst die Krim von der sicheren Versorgung abzuschneiden. Laut eines Dokuments mit höchster Geheimhaltungsstufe aus dem Februar zweifelt das US-Verteidigungsministerium jedoch an der Fähigkeit der ukrainischen Truppen, große Landgewinne zu erzielen. Die USA sind demnach vor allem besorgt über fehlende Erfahrung und Munition der ukrainischen Streitkräfte.

Einheiten der westlichen Allianz sind in der Ukraine. Bis zu 100 westliche militärische Spezialkräfte könnten in der Ukraine zwischen Februar und März im Einsatz gewesen sein. Die BBC und der "Guardian" berichteten übereinstimmend unter Berufung auf eines der Dokumente, dass in diesem Zeitraum etwa 50 Soldaten aus seiner "Special Forces"-Eliteeinheit stammten. Andere NATO-Staaten sollen demnach mit ähnlichen Einheiten vor Ort sein - so etwa Frankreich und die USA mit jeweils rund 15 Kräften.

USA spioniert in Russland erfolgreich - noch. Die Geheimdienste der Vereinigten Staaten haben Zugang zu aktuellen Informationen über die russischen Streitkräfte in der Ukraine. Laut Analysten hat Moskau bereits begonnen, anhand der Veröffentlichungen nach undichten Stellen zu suchen. Manche Daten haben Spione vor Ort geliefert, andere werden mit Abhörtechnik in Erfahrung gebracht. Die russischen Verantwortlichen dürften versuchen, den Informationsabfluss zu minimieren, indem sie ihre Kommunikation verändern und ganz genau hingucken, wer Zugang zu welchen Angaben hat.

Südkorea ist wegen Munitionslieferungen an die USA besorgt. Mehrere Dokumente deuten auf Spionage der US-Geheimdienste im Präsidentenbüro des Verbündeten Südkorea hin. Laut der Papiere war Südkorea bereit, den USA ihre Artilleriemunition zu liefern, um die Bestände der US-Armee wieder aufzufüllen. Doch hinter verschlossenen Türen sei Südkoreas Präsident Yoon Suk-Yeol besorgt gewesen, dass der Verbündete die Munition an die Ukraine liefere. Öffentliche Kritik an den USA hat Südkorea nicht geäußert. Das präsidentielle Büro teilte mit, "eine bedeutende Anzahl" der veröffentlichten Geheimdokumente seien gefälscht: "Der Abhörverdacht ist falsch." Die südkoreanische Opposition sieht das anders und hat die "illegalen Spionageaktivitäten" der USA kritisiert.

Ägypten erwog Raketenlieferungen an Russland. Einem veröffentlichten Geheimdokument zufolge ordnete Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi die Herstellung von bis zu 40.000 Raketen an, die nach Moskau geliefert werden sollten. Zudem wollte das nordafrikanische Land Artillerie und Schießpulver an Russland schicken. Al-Sisi soll zugleich angeordnet haben, das Geschäft vor der westlichen Allianz geheimzuhalten. Laut dem Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA gibt es keine Belege dafür, dass ein solches Geschäft stattgefunden hat. Die ägyptische Regierung dementierte die Angaben. Die USA zahlen Ägypten jährlich mehr als 1 Milliarde Dollar, seit 1978 waren es insgesamt mehr als 80 Milliarden Dollar. Das Geld soll den Frieden Ägyptens mit Israel garantieren. Sollten die Angaben des Dokuments stimmen, wäre dies ein enormer Vertrauensbruch.

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Die Vereinigten Arabische Emirate wollten mit russischen Spionen gegen den Westen agieren. Laut einem weiteren Dokument hörten US-Spione mit, als russische Agenten sich damit brüsteten, dass sie die Vereinigten Arabischen Emirate davon überzeugt hätten, gemeinsam gegen britische und US-amerikanische Geheimdienste vorzugehen. Die Informationen sind auf den 9. März datiert und sollen Mitte Januar abgehört worden sein. Laut der US-Analyse könnten die Emirate damit versuchen, sich für die Zukunft zu rüsten, weil sie befürchten, dass die Vereinigten Staaten ihr Engagement in der Region verringern könnten. Das arabische Land ist bereits jetzt ein strategischer Schlüsselpartner Moskaus im Nahen Osten und Nordafrika.

Der Mossad fachte Demonstrationen gegen Netanjahu an. Manche der Dokumente weisen darauf hin, dass der israelische Geheimdienst Mossad die Proteste gegen die höchst umstrittene Justizreform des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu unterstützt hat. Sie legen damit nahe, dass die USA ihren Verbündeten im Nahen Osten ausspioniert. Das Gesetzesprojekt der israelischen Regierung gäbe dem israelischen Parlament die Möglichkeit, mit einfacher Mehrheit die Entscheidungen des Obersten Gerichts zu annullieren. Die Gewaltenteilung würde deutlich verringert. Gegen die Reform gab es Massenproteste, Netanjahu legte sie deshalb vorerst auf Eis. Sein Büro hat die Beteiligung des Mossad an den Demonstrationen bestritten.

Quelle: ntv.de

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