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Estlands Minister Pevkur sicher Hamas-Angriff an Putins Geburtstag "kein Zufall"

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Putin kann mit einer Einmischung in den Israel-Krieg von der russischen Invasion in die Ukraine ablenken, so Sevkurs Überzeugung.

Putin kann mit einer Einmischung in den Israel-Krieg von der russischen Invasion in die Ukraine ablenken, so Sevkurs Überzeugung.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Obwohl Belege fehlen, glaubt neben Bundeskanzler Scholz auch die estnische Regierung an eine Unterstützung der Hamas durch den Iran. Zudem habe Russland im Israel-Krieg seine Finger im Spiel, sagt Estlands Verteidigungsminister Pevkur. Ein Datum erscheint ihm besonders verdächtig.

Estlands Verteidigungsminister Hanno Pevkur ist davon überzeugt, dass Russland sich am Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel beteiligt. Den Zeitpunkt des Beginns der Attacke am 7. Oktober, dem Geburtstag des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sieht Pevkur als ein Indiz für seine Theorie. "Die Situation in Israel hängt eindeutig mit den Geschehnissen in der Ukraine zusammen. Es ist kein Zufall, dass alles mit dem Geburtstag von Putin begann", sagt Pevkur im Gespräch mit ntv.de und weiteren deutschen Medien in Tallinn. Er glaubt, dass der Krieg dem Kreml die Möglichkeit bietet, den Fokus der Öffentlichkeit von seiner Invasion in die Ukraine abzulenken.

Auch Estlands Außenminister Margus Tsahkna sagt im Gespräch mit ntv.de, dass er eine Einmischung Moskaus zwar für "logisch" halte, betont aber, dass es sich aus seiner Sicht dabei um eine Annahme handle, da dafür die Belege fehlten. "Russland ist an jedem Chaos auf internationaler Ebene interessiert, besonders wenn es sich um Terroranschläge handelt, wie wir in Niger und Mali gesehen haben", so Tsahkna. Er verweist auf Angaben der Ukraine, die vor russischer Desinformation bezüglich des Kriegs in Israel gewarnt habe. Kiew soll demnach angeblich Waffen an die Hamas verkauft haben, was Trümmerfunde in Israel belegen sollen. "Der ukrainische Geheimdienst erklärte jedoch, dass es sich bei diesen Funden um die Waffen handelt, die Russland in verschiedenen Kriegssituationen eingesetzt hat", fügt Tsahkna hinzu.

Russland hat nach Angaben des Außenministeriums in Moskau Kontakte zur Hamas, die von den USA, der EU und Israel als Terrororganisation eingestuft wird. So führte etwa der Nahost-Beauftragte des Kreml, Vizeaußenminister Michail Bogdanow, mehrfach in diesem Jahr Gespräche mit Hamas-Vertretern, sowohl am Telefon als auch bei persönlichen Begegnungen.

"Putin setzt darauf, dass wir ermüden"

Die eindringlichen Warnungen aus Tallinn sind von der Angst genährt, dass die westlichen Verbündeten der Ukraine die russische Invasion aus dem Blick verlieren. Der Krieg dauere nun bereits so lange, dass er in der öffentlichen Wahrnehmung teilweise nur noch als "Hintergrundrauschen" wahrgenommen werde, sagt Estlands Premierministerin Kaja Kallas im Gespräch mit ntv.de. Aufgrund des Israel-Kriegs "verschwimmt allmählich der Fokus" auf Moskaus Attacken in der Ukraine. "Wir dürfen nicht müde werden, denn Putin setzt darauf, dass wir ermüden", so Kallas. Ein Mitglied des estnischen Geheimdienstes habe die Invasion mit einer Operation ohne Betäubung verglichen, wobei Putin davon überzeugt sei, "dass Russland die Schmerzen länger ertragen" werde als die Ukraine und ihre Verbündeten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland am Dienstag vor, neben dem Angriff auf sein Land nun einen Krieg im Nahen Osten entfachen zu wollen. "Wir haben Daten, die klar beweisen, dass Russland daran interessiert ist, im Nahen Osten einen Krieg loszutreten, sodass eine neue Quelle von Schmerz und Leid die Einheit der Welt untergräbt", teilte Selenskyj bei X, vormals Twitter, mit. Zudem warnte er vor der Gefahr eines Weltkrieges.

"Die Weltkriege der Vergangenheit haben mit lokalen Aggressionen begonnen", sagte Selenskyj mit Blick auf die Angriffe der militanten Hamas auf Israel. Er erklärte nicht, welche Informationen er dazu hat, dass Russland an einem Flächenbrand im Nahen Osten interessiert ist. "Wir sehen Moskaus iranische Freunde, die offen jene unterstützen, die Israel angegriffen haben", sagte Selenskyj.

Auch die estnische Regierung hält es für wahrscheinlich, dass der Iran, ein Verbündeter Russlands, in den Krieg in Israel verwickelt ist. Teheran lieferte Moskau unter anderem Kamikaze-Drohnen, um damit die Ukraine anzugreifen. Bundeskanzler Olaf Scholz gab dem Iran am Donnerstag eine indirekte Mitverantwortung für die Angriffe der Hamas. "Wir haben bisher zwar keine handfesten Belege dafür, dass Iran diesen feigen Angriff der Hamas konkret und operativ unterstützt hat", sagte Scholz in einer Regierungserklärung im Bundestag. "Aber uns allen ist klar: Ohne iranische Unterstützung über die letzten Jahre wäre die Hamas zu diesen präzedenzlosen Angriffen auf israelisches Territorium nicht fähig gewesen."

Quelle: ntv.de

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