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Milliardenschwerer Panzerdeal Haushälter stimmen Puma-Kauf zu - trotz Bedenken

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"Ja, der Puma hatte seine Schwierigkeiten", sagt Verteidigungsminister Pistorius, "wie jedes große Waffensystem, was entwickelt wird."

"Ja, der Puma hatte seine Schwierigkeiten", sagt Verteidigungsminister Pistorius, "wie jedes große Waffensystem, was entwickelt wird."

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)

Eine Pannenserie kratzte zuletzt am Ruf des Puma-Panzers. Dennoch stimmt der Haushaltsausschuss nun dem Kauf von 50 Exemplaren zu. Doch das geht nicht reibungslos über den Tisch: Zuvor soll der Rechnungshof Bedenken angemeldet haben. Und auch die Zeit war ein entscheidender Faktor.

Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat grünes Licht für den Kauf von 50 weiteren Schützenpanzern des zuletzt von Ausfällen geplagten Typs Puma gegeben. Die Fachpolitiker stimmten mit großer Mehrheit für das Rüstungsprogramm, für das die Bundesregierung rund 1,5 Milliarden Euro ausgeben will. Verteidigungsminister Boris Pistorius begrüßte die Entscheidung und sprach von einem "Quantensprung hinsichtlich des Schutzes der Soldatinnen und Soldaten hinsichtlich der Wirksamkeit im Einsatz, aber auch zum Beispiel der Beweglichkeit".

"Ja, der Puma hatte seine Schwierigkeiten, wie jedes große Waffensystem, was entwickelt wird. Es ist nun mal kein marktverfügbares Produkt, sondern eines, das über viele Jahre entwickelt werden musste", sagte der SPD-Politiker. "Aber wir brauchen ein robustes System mit diesen Fähigkeiten, das kriegstauglich ist." Das Heer habe sich eindringlich und nachdrücklich für den Schützenpanzer ausgesprochen. Pistorius wies darauf hin, dass am Freitag eine Preisbindungsfrist abgelaufen wäre. Pistorius betonte: "Dann hätten wir neu verhandeln müssen und dann wäre es mit Sicherheit teurer geworden, hätte nochmal Zeit gekostet."

Rechnungshof soll Bedenken angemeldet haben

Der Puma ist ein von der Rheinmetall Landsysteme GmbH (RLS) und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) entwickeltes und produziertes Gefechtsfahrzeug. Das Beschaffungsprojekt war im vergangenen Jahr nach einem Ausfall aller 18 bei einer Schießübung eingesetzten Schützenpanzer auf Eis gelegt, dann aber nach internen Untersuchungen wieder auf Grün gestellt worden. Der hochmoderne Puma löst den älteren Schützenpanzer Marder ab, der inzwischen mehrfach modernisiert wurde und in der Bundeswehr weiterhin im Einsatz ist.

Das "Handelsblatt" berichtete, der Bundesrechnungshof habe Bedenken gegen die Puma-Bestellung angemeldet und empfohlen, vor dem Kauf zusätzlicher Exemplare erst die technische Umrüstung auf eine modernisierte Variante abzuwarten. Politiker der Ampel-Koalition erklärten nach der Entscheidung für eine zweite Großbestellung der Gefechtsfahrzeuge ("2. Los"), der Kauf sei für die Modernisierung der Streitkräfte wichtig, auch wenn an dem Schützenpanzer noch Probleme behoben werden müssten.

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Mit einem Maßgabebeschluss wurden dem Verteidigungsministerium aber Auflagen für das weitere Vorgehen gemacht und Informationspflichten auferlegt. "Die Beschaffung des 2. Loses Puma ist mit erheblichen Finanzrisiken verbunden. Auch ist das System technisch nicht vollständig erprobt. Trotzdem muss die Bestellung jetzt erfolgen, um Ausstattungslücken bei der Bundeswehr zu schließen", sagte Grünen-Haushälter Sebastian Schäfer. Verteidigungsministerium und Industrie seien gefordert, die umfassende Funktionsfähigkeit des Waffensystems sicherzustellen.

Der FDP-Finanzpolitiker Karsten Klein erklärte, die sicherheitspolitische Lage mache es notwendig, dass die Bundeswehr 50 weitere Pumas bekomme. "Insbesondere durch die an die Ukraine abgegebenen Marder wird die schnelle Beschaffung des 2. Loses umso wichtiger", sagte Klein. "Jedoch darf dabei nicht außer Acht gelassen werden, dass der Puma als Großprojekt des Sondervermögens noch dringender Verbesserungen bedarf, weshalb die Nachrüstung und Neubeschaffung vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges keine einfache Gemengelage darstellt."

Quelle: ntv.de, ses/dpa

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