NSU-Helfer will nichts gewusst haben Holger G. bestreitet Anklage
06.06.2013, 16:42 Uhr
G. sagt, er fühlte sich dem NSU-Trio "als Freund verpflichtet".
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Im NSU-Prozess gibt der Mitangeklagte Holger G. zu, die Terroristen mit Papieren, Geld und einer Waffe versorgt zu haben. Freundschaftsdienste, sagt er. Von den schrecklichen Morden des Trios hatte er angeblich keine Kenntnis.
Im NSU-Prozess hat ein weiterer Angeklagter zugegeben, den mutmaßlichen Neonazi-Terroristen bei ihrem Leben im Untergrund geholfen zu haben. Holger G. bestritt jedoch, von den terroristischen Taten der Gruppe Kenntnis gehabt zu haben. "Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass die drei Gewalt in dem hier vorgeworfenen Ausmaß ausüben könnten", hieß es in der vorgelesenen Erklärung.
G. räumte ein, Zschäpe und ihren beiden Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach ihrem Untertauchen 1997 freiwillig seinen Reisepass überlassen zu haben. Auch habe er ihnen 3000 Mark besorgt. "Ich habe es damals gemacht, weil ich meinen Freunden helfen wollte", sagte G.
Entschuldigung bei den Familien der Opfer
Den Angehörigen der Opfer sprach er sein Mitgefühl aus. "Ich selbst bin entsetzt über das Leid, welches diese sinnlosen Taten über die Opfer und ihre Familien gebracht haben." Was er getan habe, tue ihm "fürchterlich leid", sagte er. "Ich möchte mich dafür entschuldigen."
Er sei bereit, für seinen Teil an den Verbrechen des NSU die Verantwortung zu übernehmen. Allerdings sei sein Tatbeitrag nicht derjenige, den ihm die Bundesanwaltschaft vorwerfe. Er habe nicht erahnt und erahnen können, dass das Trio Morde verübt haben soll. Deshalb habe er sich auch nicht der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung schuldig gemacht.
G. zufolge traf er sich nach dem Untertauchen etwa einmal im Jahr mit dem Trio. Diese Treffen hätten zunächst im Urlaub stattgefunden, später dann auch bei ihm in Hannover. Die Treffen seien "normal und nicht ungewöhnlich" gewesen. Sie hätten Bier getrunken, Doppelkopf gespielt und über alte Zeiten gesprochen. Über Politik hätten sie kaum geredet.
G. belastet Zschäpe und Wohlleben
Im Jahr 2000 oder 2001 habe er im Auftrag des ebenfalls angeklagten Ralf Wohlleben eine Pistole zu den Dreien transportiert. Wohlleben habe ihm den Beutel in die Reisetasche gesteckt. Erst im Zug habe er bemerkt, dass eine Waffe darin war. Beate Zschäpe habe ihn am Bahnhof in Zwickau abgeholt. In der Wohnung der drei in der Polenzstraße habe dann einer der beiden Männer die Pistole herausgeholt und vor seinen Augen durchgeladen. Für Zschäpe könnte diese Aussage belastend gewertet werden, für Wohlleben erst recht.
Bundesanwalt Herbert Diemer sprach nach der Verhandlung von "reinen Schutzbehauptungen". Es sei "nicht ungewöhnlich, dass ein Angeklagter, nachdem er mit der Anklage konfrontiert wird, mit aller Macht versucht, die Dinge vielleicht doch noch zu relativieren".
Die Verhandlung wurde nach der Erklärung beendet, da Holger G. keine Fragen beantworten wollte. Wegen der zehn Morde, zwei Bombenanschläge und fünfzehn Raubüberfälle müssen sich Beate Zschäpe und vier mutmaßliche Helfer des Nationalsozialistischen Untergrunds vor dem OLG verantworten.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP