In Sachsen und Thüringen Hunderte Maßnahmengegner gehen "spazieren"
30.11.2021, 00:11 Uhr
Es sollten Spaziergänge sein, so wie hier in Freiberg. Doch es sind wohl eher Protestdemos.
(Foto: dpa)
In Sachsen und Thüringen sind derzeit nur ortsfeste Kundgebungen mit wenigen Teilnehmern erlaubt. Grund ist die desaströse Corona-Lage in den Ländern. Trotzdem ziehen wieder Hunderte Menschen durch Freiberg, Erfurt, Chemnitz und weitere Städte, um gegen die Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung zu protestieren.
In Sachsen und Thüringen haben am Abend rund 2000 Menschen in verschiedenen Orten gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen protestiert. In Thüringen nahmen nach Angaben der Polizei gingen 2700 Menschen auf die Straße, in Erfurt allein nahmen 650 Menschen an einem ungenehmigten "Corona-Spaziergang" teil. Viele hatten Kerzen dabei, Mund-Nasen-Schutz trugen sie nicht. Der Protest sei "friedlich und weitestgehend störungsfrei" verlaufen, sagte ein Polizeisprecher.
Thüringenweit war in den sozialen Netzwerken zum Protest gegen die Corona-Politik von Land und Bund aufgerufen worden. Außerhalb der Landeshauptstadt sei die Zahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen überwiegend im zweistelligen Bereich geblieben, so der Polizeisprecher weiter. Die Thüringer Corona-Notfallverordnung gestattet derzeit nur ortsfeste Kundgebungen mit maximal 35 Teilnehmern. Bereits am Wochenende gingen in Thüringen Hunderte unangemeldet und gemeinsam "spazieren". In Eisenach war es bei einer Ansammlung von mehreren Hundert Menschen zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen, die Reizgas einsetzte. Zwei Polizisten wurden verletzt.
Auch in Sachsen setzten sich - wie bereits am Wochenende - am Montagabend Hunderte Menschen über die Corona-Notfallverordnung hinweg, die derzeit nur ortsfeste Kundgebungen mit maximal zehn Teilnehmern erlaubt. In Freiberg waren rund 700 Menschen nach Angaben einer Polizeisprecherin bei einem ungenehmigten "Corona-Spaziergang" unterwegs. Der Versuch, sie frühzeitig anzusprechen und die Versammlung aufzulösen, habe "wenig gefruchtet". Die nicht angemeldeten "Spaziergänge" und Aktionen seien aber soweit wie möglich aus der Innenstadt heraus gelenkt worden und ruhig verlaufen. Unter den Protestierenden war unter anderem der Rechtsradikale Jürgen Elsässer, der Chefredakteur der "Compact"-Magazins.
Auch in Chemnitz und Zwickau liefen mehrere hundert Menschen im Protest gegen die Corona-Politik von Land und Bund durch die Stadt. Bis zu 300 Menschen seien zwischenzeitig auf den Straßen unterwegs gewesen, sagten die jeweiligen Polizeisprecher. Auch bei dem Einsatz in Chemnitz wurden rund 25 Anzeigen aufgenommen. Proteste gab es laut Polizei auch in Dresden, Neustadt in Sachsen, Pirna, Sebnitz, Riesa und Großenhain. In allen Fällen sprachen Polizisten die Personen an und forderten sie auf, den Bereich zu verlassen; was diese auch taten.
Der Ostbeauftragte der bisherigen Bundesregierung, Marco Wanderwitz, forderte auf Twitter, die Zusammenkünfte zu unterbinden. "Dass in Sachsen in dieser Corona-Lage Gestörte und Rechtsradikale offenbar "erfolgreich" Tag für Tag den Rechtsstaat mit öffentlichen Zusammenkünften vorführen, macht schweren Schaden."
Quelle: ntv.de, ino/dpa