Teile des Amphitheaters abgerissen IS zerstört wieder antike Stätten in Palmyra
20.01.2017, 11:41 Uhr
Der Triumphbogen in der antiken Oasenstadt Palmyra.
(Foto: dpa)
Seit Dezember kontrolliert der IS wieder die historische Wüstenstadt Palmyra. Schon während der ersten Herrschaft verwüsten die Extremisten viele einzigartige Kulturgüter. Nun setzt die Terrormiliz die Zerstörung des Unesco-Weltkulturerbes fort.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat in Syriens historischer Oasenstadt Palmyra Teile des römischen Amphitheaters zerstört. Das meldeten die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana und lokale Quellen. Demnach wurden am Vortag neben der Fassade des Theaters auch Säulen des Tetrapylons, eines typischen Monuments der römischen Architektur, zerstört. Weitere Einzelheiten nannte Sana nicht.
Palmyra gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. Der IS hatte die Oasenstadt erstmals im Mai 2015 eingenommen. Rund zehn Monate später konnten syrische Regierungskräfte die Stadt mit Hilfe russischer Luftangriffe wieder unter Kontrolle bringen. Moskau strich seine Rolle in dem Bürgerkriegsland danach mit einem Sinfoniekonzert in Palmyras Amphitheater demonstrativ heraus. Für den Auftritt wurde das Orchester des St. Petersburger Mariinski-Theaters eingeflogen. Im vergangenen Dezember eroberte der IS Palmyra jedoch erneut.
Bereits während ihrer ersten Herrschaft hatten die Extremisten zahlreiche einzigartige rund 2000 Jahre alte Bauwerke gesprengt, darunter den Baal-Tempel und den Triumphbogen. Auch ein Teil der berühmten Säulenstraße wurde zerstört. Nach Angaben der Unesco wurden "die meisten Statuen und Sarkophage verunstaltet" oder zerschlagen, doch blieb die historische Stätte "zum größten Teil in ihrer Einheit und in ihrem ursprünglichen Charakter erhalten". Die IS-Anhänger brachten in Palmyra auch zahlreiche Gefangene um. Im August 2015 töteten sie unter anderem den früheren Chef-Archäologen der Stadt, Khalid Asaad, vor Dutzenden Zuschauern auf einem öffentlichen Platz.
IS tötet zwölf Gefangene
In dieser Woche meldeten Aktivisten, der IS habe dort zwölf Gefangene getötet. Die Opfer seien geköpft oder erschossen worden, erklärten die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte und lokale Aktivisten. Demnach wurden die Gefangenen unter anderem im Amphitheater und in einem ehemaligen russischen Militärlager getötet. Die Terrormiliz hat in Syrien mehrere Niederlagen erlitten, kontrolliert im Norden und Osten des Bürgerkriegslandes aber weiter große Gebiete. Regierungsanhänger versuchen derzeit, Palmyra wieder unter Kontrolle zu bringen.
Nach Angaben der Menschenrechtsbeobachter gab es in der Nähe der Stadt in dieser Woche heftige Kämpfe. Auf beiden Seiten seien zahlreiche Menschen getötet worden.
Quelle: ntv.de, kpi/dpa