Politik

Kostenexplosion droht Immer mehr Demente

Deutschland wird zu einem Land vieler Pflegebedürftiger und Dementer. Schon heute sind etwa drei Viertel der Frauen im Lauf ihres Lebens betroffen. Doch Demenz breitet sich noch weiter aus. In der Pflege werden etliche Milliarden Euro mehr gebraucht.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Die zunehmende Zahl altersverwirrter Menschen wird zu einer immer größeren Herausforderung für die Pflegeversicherung. Jeder dritte Mann und fast jede zweite Frau müssten damit rechnen, dement zu werden, ergab der in Berlin vorgelegte Pflegereport der Barmer GEK. Die Zahl der Demenzkranken werde sich von 1,2 Millionen bis zum Jahr 2060 auf 2,5 Millionen mehr als verdoppeln, ermittelte das Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen im Auftrag Deutschlands größter Krankenkasse. Das entspreche dann einem Anteil von 3,8 Prozent der Bevölkerung. Bereits im Jahr 2030 würden 1,8 Millionen Menschen in der Bundesrepublik dement sein.

Gesundheitsminister Philipp Rösler kündigte an, er wolle die Situation altersverwirrter Menschen im Zuge der für 2011 geplanten Pflegereform verbessern. Bei der Begutachtung müsse es ein System geben, das stärker in den Blick nehme, wie selbstständig die Menschen seien. Derzeit gebe es in Deutschland noch ein hartes Einstufungssystem, bei dem der Pflegeaufwand in Minuten gemessen werde, sagte der Minister zu Reuters. "Wir müssen wegkommen von der Minutenpflege hin zum Grad der Selbstständigkeit", betonte er. "Wenn Sie eine neue Begutachtung haben und eben nicht mehr nur nach Minuten oder Sekunden gehen, dann können Sie auch die Demenz stärker in die Pflegebegutachtung integrieren."

Bis 2060 Zahl der Dementen verdoppelt

Dem Report der Barmer GEK zufolge lag im vergangenen Jahr bei 29 Prozent der männlichen und 47 Prozent der weiblichen Verstorbenen über 60 Jahre eine Altersverwirrtheit vor. "Mehr als jeder Dritte muss im Verlauf seines Lebens mit einer Demenz rechnen", sagte Barmer-Vizechef Rolf-Ulrich Schlenker. "Mit der Entwicklung demenzieller Erkrankungen stoßen wir in eine neue Pflegedimension vor." Darauf müsse mit Reformen reagiert werden.

Mit der Zunahme von Demenzkranken steigt vor allem der Pflegeaufwand. Zwischen 40 und 70 Prozent der pflegebedürftigen Dementen wird in Heimen versorgt. Rund 20 Prozent von ihnen haben Pflegestufe 3. Normalerweise liegt der Anteil der Patienten mit der höchsten Einstufung unter allen Pflegebedürftigen bei zwölf Prozent. Die monatlichen Aufwendungen der Sozialversicherung für Demente liegen im Durchschnitt um 800 Euro höher als bei nicht dementen Personen im gleichen Alter.

Kritisch äußerte sich die Barmer GEK zu der von der schwarz-gelben Koalition geplanten ergänzenden Finanzierung der Pflegeversicherung über eine Kapitaldeckung, bei der jeder Bürger eine eigene Rücklage ansparen soll. Schlenker plädierte dafür, das Pflegerisiko weiter komplett über Beiträge abzusichern. Dadurch sei nicht nur eine solide Finanzierung sichergestellt, auch die individuelle Leistungsfähigkeit der Versicherten werde unter fairer Beteiligung der Arbeitgeber berücksichtigt.

Quelle: ntv.de, rts

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