Wie nach dem 11. September In den USA herrscht große Terror-Angst
11.12.2015, 12:16 Uhr
Zuletzt erschossen zwei Attentäter in San Bernardino 14 Menschen. Präsident Obama sprach von einem "Terrorakt".
(Foto: dpa)
Fast jeder zweite US-Amerikaner glaubt, dass es schon bald einen Anschlag in seinem Land geben wird. Laut einer Umfrage halten 70 Prozent den IS für eine Bedrohung. Von Trumps Hetze gegen Muslime lässt sich die Mehrheit aber offenbar nicht beeinflussen.
Die Angst vor Terrorismus ist in den USA laut einer aktuellen Umfrage von CBS News und der Zeitung "New York Times" so groß wie seit den Anschlägen vom 11. September 2001 nicht mehr. Demnach gaben 44 Prozent der Befragten an, ein Terroranschlag in den kommenden Monaten hielten sie für sehr wahrscheinlich. Zuletzt hatte eine ähnliche Anzahl der Befragten im Oktober 2001 so auf diese Frage geantwortet.
70 Prozent der Befragten sehen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für eine große Bedrohung für das Land. Auf die Frage, welchem Präsidentschaftsbewerber sie am ehesten zutrauen, das Terrorproblem in den Griff zu bekommen, nannten 40 Prozent der Befragten den republikanischen Bewerber Donald Trump, 35 Prozent sprachen sich für die Demokratin Hillary Clinton aus. Mit dem Umgang des US-Präsidenten Barack Obama mit der Terrorgefahr waren 57 Prozent der Befragten unzufrieden.
In Kalifornien hatte es erst vergangene Woche einen Anschlag gegeben. Ein Ehepaar schoss in einer Sozialeinrichtung in San Bernardino um sich und ermordete 14 Menschen. Die Polizei erschoss die Angreifer schließlich. Das FBI sprach von einem "Terrorakt". US-Präsident Barack Obama erklärte in einer Rede an die Nation, es gebe keine Hinweise darauf, dass die Attentäter einer größeren Terrororganisation angehörten. Fest stehe aber, dass sich die Täter radikalisiert hätten und "einer verdrehten Interpretation des Islam" gefolgt seien.
US-Bürger gegen Einreiseverbot für Muslime
Trump hatte daraufhin gefordert, Muslime sollten vorübergehend nicht mehr in die USA einreisen dürfen. Er sprach von einem "für jeden offensichtlichen Hass" unter Muslimen auf Amerikaner. Die Mehrheit der US-Bürger sieht das allerdings anders. In einer anderen Umfrage für das "Wall Street Journal" und den Sender NBC waren 57 Prozent der Befragten dagegen, Muslime nicht mehr ins Land zu lassen. Nur jeder Vierte war der gleichen Meinung wie der republikanische Präsidentschaftsbewerber. Unter den Republikanern unterstützten 42 Prozent das geforderte Einreiseverbot, nur 36 Prozent waren dagegen.
Die Umfrage ergab außerdem, dass 59 Prozent der Amerikaner positiv über Muslime denken, 29 Prozent haben dagegen eine negative Meinung. Den Angaben zufolge haben sich diese Prozentsätze seit dem Jahr 2002 kaum verändert.
Trump hatte mit seiner Forderung auch in den eigenen Reihen eine Welle der Empörung ausgelöst. Sein republikanischer Mitbewerber Jeb Bush nannte seine Vorstellungen "unseriös". Hillary Clinton twitterte, Trump sei "geistig verwirrt". Hunderttausende Briten forderten in einer Online-Petition ein Einreiseverbot für Trump nach Großbritannien. Eine schottische Universität entzog ihm die Ehrendoktorwürde. Und die Vereinten Nationen warnten, die Äußerungen würden die geplante Aufnahme syrischer Flüchtlinge in den USA gefährden.
Quelle: ntv.de, hul/AFP/dpa