Hartes Vorgehen bei Protesten Iranisches Parlament streitet über Polizeigewalt
27.09.2022, 15:15 Uhr
Die Proteste im Iran halten bereits seit zehn Tagen an.
(Foto: AP)
Demonstrationen gegen die Sittenpolizei werden im Iran seit Tagen gewaltsam niedergeschlagen. Während einige Abgeordnete das strikte Vorgehen gegen die "Feinde" des Landes begrüßen, fordern andere, sich endlich "sachlich mit den aktuellen Themen" zu befassen.
Das iranische Parlament ist nach dem harten Vorgehen von Justiz und Sicherheitskräften gegen die Protestwelle im Land gespalten. "Die jüngsten Randalen sind von den Feinden des Irans organisiert worden", sagte die Abgeordnete Sohreh Saadat-Ladschewardi laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Sie forderte ein konsequentes Durchgreifen gegen die Demonstranten. Dagegen sagte das Mitglied des innenpolitischen Ausschusses, Dschalah Raschidi Kutschi: "Solange wir uns nicht sachlich mit den aktuellen Themen befassen, wird im Land auch nichts funktionieren." Wilde Verschwörungstheorien, gegenseitige Unterstellungen, Gewalt und politische Heuchelei würden weder die Probleme lösen noch das Land weiterbringen.
Die Proteste gingen auch in der Nacht zum Dienstag weiter. Augenzeugen zufolge haben die Demonstranten in Großstädten eine neue Strategie entwickelt. Sie treten in kleineren Gruppen auf, dafür aber an mehreren Orten. Die Absicht sei, die Kontrolle der Polizei und Sicherheitskräfte zu erschweren.
Auslöser der seit zehn Tagen anhaltenden Proteste im Iran ist der Tod der 22 Jahre alten Mahsa Amini. Sie war von der Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen die strenge islamische Kleiderordnung festgenommen worden und am 16. September unter ungeklärten Umständen gestorben. Die Demonstranten sprechen von Polizeigewalt, die Behörden weisen dies entschieden zurück.
In den sozialen Medien kursieren vermehrt auch Gerüchte über geplante Streiks. Damit soll die bereits von den internationalen Sanktionen schwer getroffene Wirtschaft noch weiter geschwächt werden. Diese Gerüchte können nicht unabhängig verifiziert werden.
Quelle: ntv.de, mbu/dpa