Stadtviertel soll geräumt werden Israel ruft Einwohner in Chan Junis zu Flucht auf
11.08.2024, 10:15 Uhr Artikel anhören
Eine palästinensische Frau in Chan Junis begibt sich auf die Flucht, nachdem das israelische Militär eine Evakuierung angeordnet hat.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Am Tag nach einem verheerenden Luftangriff in der Stadt Gaza gehen die Kämpfe auch in anderen Teilen des Küstenstreifens weiter. Die Menschen in Chan Junis sollen sich in eine humanitäre Zone geben. Die israelische Armee bereitet anscheinend eine neue Operation gegen die Hamas vor.
Die israelische Armee hat vor einem neuen Militäreinsatz in Chan Junis Einwohner eines nördlichen Stadtviertels dazu aufgerufen, das Gebiet unverzüglich zu verlassen. Sie sollten sich in eine humanitäre Zone begeben, deren Grenzen neu gezogen worden seien, teilte die Armee den Menschen per SMS, Telefonat sowie Medienberichten in arabischer Sprache und mit Hilfe von Flugblättern mit. Chan Junis liegt im südlichen Gazastreifen.
Israel wirft militanten Palästinensern vor, sie hätten die humanitäre Zone für "terroristische Aktivitäten und Raketenangriffe auf den Staat Israel" missbraucht. Daher würden die Grenzen der humanitären Zone angepasst. Dies geschehe auf der Basis präziser Geheimdienstinformationen, denen zufolge die islamistische Terrororganisation Hamas ihre Infrastruktur in dem Gebiet eingebettet habe. Ziel der Warnungen sei es, Schaden an Zivilisten zu vermeiden, hieß es in der Mitteilung der Armee.
Viele Bewohner fliehen immer wieder aufs Neue
Israels Streitkräfte bekämpfen in Chan Junis seit Wochen Verbände der Hamas-Milizen, die sich dort neu aufgestellt haben. Die palästinensische Bevölkerung gerät bei diesen Kämpfen immer wieder ins Kreuzfeuer. Die häufigen Räumungsanordnungen des israelischen Militärs treiben in der Regel Tausende Menschen in die Flucht. Viele von ihnen sind gezwungen, immer wieder aufs Neue in vermeintlich sichere Gebiete zu ziehen. 80 Prozent der 2,4 Millionen Bewohnerinnen und Bewohner des Gazastreifens sind laut Angaben der UNO auf der Flucht.
Am Samstag hatte es in der Stadt Gaza einen verheerenden israelischen Luftangriff auf ein Schulgebäude gegeben, in dem sich Terroristen befunden haben sollen. Dabei waren nach palästinensischen Angaben Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Ein Sprecher des von der Hamas kontrollierten palästinensischen Zivilschutzes sprach von mindestens 93 Toten in dem als Flüchtlingsunterkunft genutzten Gebäude.
Der Vorfall rief international Entsetzen und Kritik hervor. Das israelische Militär bestätigte den Angriff, der einer Kommandozentrale der Hamas galt, die sich in dem angegriffenen Objekt befunden habe. Dabei seien mindestens 19 Kommandeure und Kämpfer der Hamas und des Islamischen Dschihad getötet worden. Mit "hoher Wahrscheinlichkeit" gehe die Armee auch davon aus, dass sich ein ranghoher Dschihad-Kommandeur in dem Schulgebäude aufgehalten habe.
Quelle: ntv.de, hul/dpa