Israel: Versteck der Hamas Borrell geißelt jüngsten israelischen Angriff als Massaker
10.08.2024, 16:29 Uhr Artikel anhören
Nach Angaben der israelischen Armee hat die Hamas eine Schule als Kommandozentrale genutzt.
(Foto: REUTERS)
Israel attackiert bei neuerlichen Angriffen im Gazastreifen ein Gebäude - den Angaben zufolge eine Kommandozentrale der Hamas. Die Zivilschutzbehörde im Gazastreifen spricht indes von einer Schule, in der sich Vertriebene aufgehalten hätten. Es seien fast 100 Menschen getötet worden. EU und UN reagieren scharf.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat den jüngsten israelischen Angriff auf ein Gebäude im Gazastreifen mit mutmaßlich zahlreichen Todesopfern als Massaker bezeichnet. Er sei "entsetzt angesichts der Bilder einer als Schutzraum dienenden Schule in der Stadt Gaza", in der bei einem israelischen Angriff Dutzende Palästinenser getötet worden seien, erklärte er bei X. "In den vergangenen Wochen sind mindestens zehn Schulen ins Visier genommen worden. Es gibt keine Rechtfertigung für diese Massaker", erklärte Borrell. Das angegriffene Gebäude diente als Unterkunft für Vertriebene und der Hamas nach israelischer Darstellung auch als Kommandozentrale und Versteck.
Die Zivilschutzbehörde im Gazastreifen hatte am Morgen Raketenbeschuss auf eine Koranschule im Viertel Al-Sahaba in der Stadt Gaza gemeldet. Dabei waren nach ihren Angaben 93 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Der Angriff sei während des Morgengebets erfolgt. Unter den Toten seien elf Kinder und sechs Frauen. Eine unabhängige Überprüfung steht bislang aus.
Die israelische Armee erklärte ihrerseits, sie habe bei dem Angriff "Hamas-Terroristen getroffen, die in einer Hamas-Kommandozentrale in der Al-Tabaeen-Schule operierten". Es seien zahlreiche Vorkehrungen getroffen worden, um Gefahren für Zivilisten zu verringern.
Israel wirft der Hamas seit Beginn des Krieges im Gazastreifen vor, Schulen, Krankenhäuser und andere zivile Einrichtungen für militärische Zwecke zu nutzen, und Zivilisten als Schutzschilde zu missbrauchen. Die Hamas bestreitet dies.
UNRWA: "Tag des Horrors"
Auch der britische Außenminister David Lammy erklärte, er sei "entsetzt" über den Angriff, und forderte eine sofortige Waffenruhe. "Die Hamas muss aufhören, Zivilisten in Gefahr zu bringen. Israel muss sich an das humanitäre Völkerrecht halten", forderte er bei X. "Wir brauchen eine sofortige Waffenruhe, um Zivilisten zu schützen, alle Geiseln zu befreien und die Beschränkungen der Hilfslieferungen aufzuheben."
Der Generalkommissar des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, sprach bei X von einem weiteren "Tag des Horrors". Schulen und andere zivile Einrichtungen dürften niemals ein Ziel für die Konfliktparteien sein und auch nicht für militärische Zwecke genutzt werden. "Die Konfliktparteien müssen Zivilisten und zivile Infrastruktur zu jeder Zeit schützen", sagte er Lazzarini. Das Unerträgliche dürfe nicht zu einer neuen Norm werden.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen im vergangenen Oktober in Israel verübt hatten. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn mehr als 39.600 Menschen im Gazastreifen getötet. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern und lässt sich nicht unabhängig verifizieren.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa