Menschen aus 13 Ländern Israel schiebt 137 festgesetzte Aktivisten der Gaza-Flotte ab
04.10.2025, 15:52 Uhr Artikel anhören
Aufnahmen vom Schiff "Marinette" im Mittelmeer.
(Foto: picture alliance / Anadolu)
Einige hundert Aktivisten wollen mit Schiffen in den Gazastreifen gelangen und nach eigener Darstellung humanitäre Unterstützung leisten. Israel fängt sie schrittweise ab und nimmt die Beteiligten in Gewahrsam. Nun werden die ersten in ihre Heimatländer abgeschoben. Die 14 Deutschen scheinen nicht darunter zu sein.
Nach dem Stopp der Gaza-Flotte durch die israelische Marine sind dutzende pro-palästinensische Aktivisten aus Israel abgeschoben worden. Wie das israelische Außenministerium auf X mitteilte, wurden 137 weitere Aktivisten in die Türkei abgeschoben. Darunter seien Staatsangehörige aus den USA, Italien, Großbritannien, der Schweiz, Jordanien und mehreren anderen Ländern gewesen. Aus türkischen Diplomatenkreisen hieß es, es sollten 36 Türken sowie Staatsangehörige aus zwölf weiteren Ländern per Sonderflug in Istanbul eintreffen.
Nach Angaben aus dem Auswärtigen Amt befanden sich 14 Deutsche von der "Global Sumud Flotilla" in Israel in Gewahrsam, die Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen wollte. Die deutsche Botschaft Tel Aviv stehe mit den deutschen Staatsangehörigen und ihren Angehörigen in Kontakt und betreue sie konsularisch, hieß es aus dem Auswärtigen Amt weiter. Der deutsche Konsul habe sie am Freitag "im Ketsiot Gefängnis im Süden Israels" besucht.
Den Angaben zufolge sollen diejenigen, die eine freiwillige Abschiebung abgelehnt haben, innerhalb von 96 Stunden einem Richter vorgeführt werden. "Es ist davon auszugehen, dass diese Personen dann auch nach Deutschland abgeschoben werden", verlautete aus dem Auswärtigen Amt.
Italiens Außenminister Antonio Tajani hatte zuvor mitgeteilt, dass "eine erste Gruppe von 26 Italienern" Israel in Richtung Istanbul verlassen werde. Sie seien zum israelischen Luftwaffenstützpunkt Ramon gebracht worden und würden vom südisraelischen Flughafen Eilat starten. Weitere 15 Italiener sollen demnach in den kommenden Tagen einem israelischen Richter vorgeführt und per Zwang abgeschoben werden.
Die Besatzung der "Global Sumud Flotilla" war im September mit 42 Schiffen von mehreren europäischen Häfen aus in See gestochen. Nach eigenen Angaben wollte sie die israelisch-ägyptische Seeblockade des Gazastreifens durchbrechen und humanitäre Hilfe in das Palästinensergebiet bringen.
Mitgereist waren mehrere Prominente, darunter die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, ein Enkel des verstorbenen früheren südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela, Mandla Mandela, und die französisch-palästinensische Europaabgeordnete Rima Hassan von der Linksaußenpartei LFI.
Die israelische Marine hatte seit Mittwoch ein Schiff nach dem anderen auf See abgefangen. Die Boote mit mehr als 400 Menschen an Bord wurden demnach davon abgehalten, den palästinensischen Küstenstreifen zu erreichen. Am Freitag wurden vier Aktivisten aus Italien abgeschoben, die ersten von hunderten Festgenommenen.
Aktivisten lehnen Israels Angebot ab
Zuvor hatte Israel wiederholt deutlich gemacht, dass ein Anlegen der Boote im Gazastreifen nicht erlaubt werde. Ein Angebot Israels, die Hilfsgüter über den israelischen Hafen Aschdod in den Gazastreifen zu bringen, hatten die Organisatoren der Flotte abgelehnt, auch ein ähnliches Angebot Italiens schlugen sie aus.
International löste das Vorgehen Israels geteilte Reaktionen aus: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnete das Vorgehen der israelischen Marine als "erneuten Beweis für die Brutalität Israels". Seit Beginn des Gaza-Krieges nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 in Israel haben sich die bilateralen Beziehungen zwischen der Türkei und Israel drastisch verschlechtert. Seitdem gibt es auch keine Direktflüge mehr zwischen beiden Ländern. Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni hingegen kritisierte den Versuch der Aktivisten, den Gazastreifen zu erreichen.
Israel riegelt das Palästinensergebiet vom Meer aus strikt ab. Dies war 2007 nach der Machtübernahme der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas eingeführt worden und wird auch von Ägypten mitgetragen, das im Süden an den Küstenstreifen grenzt. Die Blockade dient auch dazu, Waffenlieferungen an die Hamas zu unterbinden.
Quelle: ntv.de, als/AFP/dpa