Israel-Beziehung auf Prüfstand Jordanien: Vertreibung von Palästinensern wäre "Kriegserklärung"
06.11.2023, 20:41 Uhr Artikel anhören
Für Jordanien seien alle Optionen offen, sagt der jordanische Ministerpräsident Bisher al-Khasawneh.
(Foto: picture alliance / AA)
Ursprünglich gilt Jordanien als Vermittler im Nahost-Konflikt - nun sind die Beziehungen des Landes zu Israel deutlich abgekühlt. Die israelischen Angriffe in Gaza stünden im Widerspruch zum "Prinzip der Selbstverteidigung", heißt es aus Amman.
Jordanien hat eine "rote Linie" im Gaza-Krieg gezogen. Versuche, Palästinenser aus dem Gazastreifen oder dem Westjordanland zu vertreiben, oder Bedingungen, das vorzubereiten, werde das Königreich als "Kriegserklärung" betrachten, sagte der jordanische Ministerpräsident Bisher al-Khasawneh laut der staatlichen Nachrichtenagentur Petra. Die "brutalen Angriffe auf Krankenwagen und humanitäre Hilfskräfte" im Gazastreifen widersprächen "dem Prinzip der Selbstverteidigung".
Jordanien wolle deshalb seine wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu Israel überprüfen. "Im Umgang mit der israelischen Aggression gegen den Gazastreifen und deren Auswirkungen stehen für Jordanien alle Optionen offen", sagt al-Khasawneh.
Nachdem sich die Außenminister verschiedener arabischer Staaten und ein Vertreter der PLO bereits am vergangenen Wochenende zur aktuellen Lage in Gaza beraten hatten, soll es an diesem Samstag erneut einen "arabischen Gipfel" geben. Laut des jordanischen Premiers wird das Treffen in Saudi-Arabien stattfinden.
Jordanien lehnt Aufnahme von palästinensischen Flüchtlingen ab
Jordanien, das seit 1994 seine Beziehungen zu Israel normalisiert hat und in dem zwei Millionen palästinensische Flüchtlinge leben, gilt wie Ägypten seit Jahrzehnten als Vermittler im Nahost-Konflikt. Seit dem Beginn der israelischen Offensive im Gazastreifen haben sich die israelisch-jordanischen Beziehungen aber erheblich verschlechtert. Als Reaktion hatte Jordanien den Abzug seines Botschafters aus Israel beschlossen.
Der israelische Botschafter, der das Königreich zuvor verlassen hatte, sollte gleichzeitig nicht zurück nach Amman kehren. In Sorge einer Massenflucht lehnen Jordanien und Ägypten die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Gazastreifen ab. Das hat auch mit der Sorge zu tun, dass daraus am Ende eine dauerhafte Vertreibung werden könnte.
Quelle: ntv.de, spl/dpa/rts/AFP