Spahn fordert "Impfruck" Jugendliche sollen selbst über Impfung entscheiden
07.07.2021, 11:36 Uhr
Gesundheitsminister Spahn will, dass Jugendliche selbst über eine Impfung entscheiden.
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Gesundheitsminister Spahn wirbt weiterhin intensiv für die Impfkampagne. Trotz ausbleibender STIKO-Empfehlung will er, dass Jugendliche selbst über eine Impfung entscheiden. Zudem bremst er die Erwartungen an das Ende von Corona-Beschränkungen, wie sie Außenminister Maas zuletzt forderte.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hofft auch ohne allgemeine Expertenempfehlung auf eine rege Beteiligung junger Menschen an der Corona-Impfkampagne. Die Versorgung mit Impfstoffen habe sich inzwischen derart verbessert, dass alle Kinder und Jugendlichen bis Ende August einen ersten Termin erhalten könnten, sagte Spahn der ARD. "Ich finde, wir sollten die Kinder und Jugendlichen selbst entscheiden lassen." Wer wolle, könne geimpft werden.
Die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) seien wichtige Leitlinien, ergänzte der Gesundheitsminister. Aber es gebe eben am Ende auch einen sicheren und zugelassenen Impfstoff für alle Menschen über zwölf Jahren, der nach individueller Abwägung und Entscheidung verabreicht werden könne. Es sei bereits klar, dass es in nicht geimpften Bevölkerungsgruppen ab Herbst viele Infektionen geben werde, sagte Spahn. Eine hohe Impfquote sei daher "wichtig".
In erster Linie seien jedoch weiterhin auch die Erwachsenen zu Impfungen aufgefordert, betonte der Minister. Es müsse "ein Impfruck durch Deutschland gehen". Wer sich immunisieren lasse, schütze immer auch seine Mitmenschen. Das helfe am Ende auch Kindern und Jugendlichen. "Wir brauchen am Ende auch miteinander ein Bewusstsein dafür, dass es eben nicht nur um den Schutz für den Einzelnen geht, sondern es ist hier ein Teamspiel, es ist eine Teamaufgabe. Wenn wir, wenn Deutschland, wenn Europa raus will aus dieser Pandemie, brauchen wir eine hohe Impfquote", so Spahn.
Sorgenvoller Blick auf Zeit nach den Sommerferien
In Deutschland flammte zuletzt erneut eine Diskussion über die Impfung von Kindern und Jugendlichen auf, insbesondere mit Blick auf die Rückkehr in die Schulen nach den Sommerferien. Zwar gibt es in der EU einen Impfstoff, der für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen ist. Die STIKO sprach bisher aber keine generelle Impfempfehlung für Jugendliche aus.
Das unabhängige Gremium verweist vor allem auf den fehlenden medizinischen Nutzen, da für junge Menschen ein sehr geringes Gesundheitsrisiko besteht. Lediglich für Kinder und Jugendliche mit bestimmten Vorerkrankungen empfiehlt die Kommission eine Impfung. Aus der Politik wurde vor dem Hintergrund der sich immer stärker ausbreitenden Delta-Variante des Coronavirus zuletzt aber die Forderung laut, die Festlegung zu überdenken und eine allgemeine Empfehlung für Jugendliche auszusprechen.
Spahn sprach sich zudem dagegen aus, jetzt schon Versprechungen wie von Außenminister Heiko Maas zur Aufhebung aller Corona-Maßnahmen im August zu machen, die man schwer halten könne. Für Geimpfte gebe es bereits Erleichterungen. Aber er gehe davon aus, dass Masken im Herbst und Winter noch immer in Innenräumen getragen werden müssten, wenn sich mehrere Personen in einem Raum aufhielten. "Ich finde aber, im Vergleich zu allen Einschränkungen ist das Masketragen noch die harmloseste", argumentiert Spahn.
Quelle: ntv.de, als/AFP/DJ/dpa