Politik

Ramadan-Waffenruhe ist vorbei Kämpfe in Afghanistan gehen weiter

Den Behörden zufolge attackieren Taliban-Kämpfer derzeit mehrere Sicherheitsposten.

Den Behörden zufolge attackieren Taliban-Kämpfer derzeit mehrere Sicherheitsposten.

(Foto: picture alliance / Newscom)

Anlässlich des islamischen Fastenbrechens verabreden die afghanische Regierung und die Taliban einen dreitägigen Waffenstillstand. Nun wird an verschiedenen Stellen wieder gekämpft. Doch auch während der Feiertage kommt es zu Gewalt mit vielen Toten.

In Afghanistan haben nach einer dreitägigen Feuerpause wieder Kämpfe zwischen den militant-islamistischen Taliban und der Regierung begonnen. Einer Mitteilung des 215. Armeekorps zufolge haben die Regierungskräfte ihre Offensiven und Anti-Terrorismuseinsätze in der Provinz Helmand im Süden des Landes wieder aufgenommen. Demnach wurden Operationen im Westen der Provinzhauptstadt Laschkar Gah sowie in den Bezirken Nawa und Nahr-e Saradsch gestartet.

Ein örtlicher Behördenvertreter bestätigte die Gefechte bei Laschkar Gah. "Die Kämpfe haben heute Morgen begonnen und dauern an", sagte der Chef des Provinzrats von Helmand, Attaullah Afghan, der Nachrichtenagentur AFP. Demnach attackierten Taliban-Kämpfer Sicherheitsposten in der Umgebung von Laschkar Gah und weiteren Bezirken. Ein Taliban-Sprecher sagte derweil zu AFP, die Angriffe seien von der afghanischen Armee ausgegangen.

IS bekennt sich zu Anschlag

Trotz der dreitägigen Waffenruhe von Donnerstag bis Samstag sind jedoch mindestens 23 Menschen getötet worden. Bei Minenexplosionen in den Provinzen Kundus und Kandahar kamen mehrere Menschen ums Leben, wie örtliche Beamte sowie der Fernsehsender ToloNews unter Berufung auf die Polizei berichteten. Mindestens 40 weitere Menschen wurden zudem seit Donnerstag verletzt.

Mindestens zwölf sind zudem bei einem Anschlag auf eine Moschee ums Leben gekommen, der von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamiert wurde. IS-Kämpfer hätten eine Sprengvorrichtung in einer Moschee platziert, heißt es in einer Erklärung, die der IS am Samstagabend über seine üblichen Kanäle in den sozialen Medien verbreitete. Laut der Erklärung des IS soll der dortige Imam zum Kampf gegen Dschihadisten aufgerufen haben.

Der IS hat in Afghanistan zuletzt Territorien, Kämpfer und Führungsfiguren verloren; neben der afghanischen Regierung bekämpfen auch die Taliban die Extremisten. Einem UN-Bericht von 2020 zufolge ist der IS aber weiter in der Lage, Angriffe in verschiedenen Teilen des Landes zu verüben. Zuletzt hatte der IS in der Tat wieder vermehrt Angriffe für sich reklamiert.

Ist die Offensive erst am Anfang?

Die dreitägige Feuerpause sollte den Afghanen ermöglichen, ungestört das islamische Fest des Fastenbrechens zu feiern. Vor der Waffenruhe gab es in Afghanistan schwere Gefechte. Mit Beginn des offiziellen Abzugs der US- und Nato-Truppen am 1. Mai hatten die Taliban Offensiven in mehreren Provinzen gestartet. Beide Seiten erklärten, dem Gegner schwere Verluste zugefügt zu haben. Beobachter befürchten, dass diese Angriffe erst der Beginn jährlichen Offensive der Taliban sind. Diese könnte sich nach Abschluss des Abzugs der US- und Nato-Truppen weiter verstärken.

Offiziellen Angaben zufolge waren Anfang Mai noch rund 10.000 US- und Nato-Soldaten im Land, darunter rund 1100 der Bundeswehr. Diese sollen bis spätestens 11. September abgezogen sein. Das US-Militär hatte vergangene Woche mitgeteilt, es schätze, rund sechs bis zwölf Prozent des gesamten Abzugsprozesses sei abgeschlossen.

Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP

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