Politik

Aigner muss EU überzeugen Käufer trauen Kontrollen nicht

Gifte, die von Tieren aufgenommen werden, landen letztlich im fleischessenden Menschen.

Gifte, die von Tieren aufgenommen werden, landen letztlich im fleischessenden Menschen.

(Foto: dpa)

Nur noch etwas mehr als ein Viertel der deutschen Verbraucher glaubt an die Qualität von Lebensmittelkontrollen. Ein Drittel sieht diese Kontrollen dagegen eher skeptisch. Ein klarer Auftrag an Fachministerin Aigner, die sich allerdings mit zwei wichtigen Lehren aus dem Dioxin-Skandal bei ihren EU-Kollegen nicht durchsetzen kann.

Der Dioxin-Skandal hat das Verbraucher-Vertrauen in Lebensmittelkontrollen weiter sinken lassen. Inzwischen glaubten nur noch 27 Prozent, dass Lebensmittel ausreichend auf gesundheitlich bedenkliche Rückstände untersucht werden, berichtete die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Noch im Herbst seien es deutlich mehr gewesen. Die GfK hatte dazu Mitte Januar 1004 Verbraucher telefonisch befragt.

Rund ein Drittel von ihnen steht den Kontrollen nach Angaben der Nürnberger Marktforscher skeptisch gegenüber. Besonders kritisch seien über 50-Jährige sowie höher gebildete Verbraucher. Am größten sei das Misstrauen gegenüber Lebensmittelkontrollen bei ostdeutschen Verbrauchern.

Das Vertrauen der Verbraucher ist getrübt. Am meistens leiden die Geschäfte und Firmen, die es ehrlich meinen.

Das Vertrauen der Verbraucher ist getrübt. Am meistens leiden die Geschäfte und Firmen, die es ehrlich meinen.

(Foto: dpa)

Ein Viertel der Verbraucher will nun auf Bio-Eier oder Bio-Fleisch ausweichen. Besonders Ältere und Verbraucher mit höherer Schulbildung zeigten Sympathie für Bioprodukte. Aber auch unter den Haushalten mit einem Monatseinkommen von unter 1000 Euro wollen künftig überproportional viele, nämlich 32 Prozent, ausschließlich zu Bio-Eiern und Bio-Fleisch greifen.

Ungleich höher ist dagegen nach GfK-Angaben das Verbraucher-Vertrauen in Gaststätten, Bäckereien und Imbiss-Stuben. 35 Prozent der Befragten sind der Überzeugung, dass dort nur unbelastete Eier oder unbelastetes Fleisch weiter verarbeitet werden. Besonders groß ist das Vertrauen bei jüngeren Verbrauchern und Befragten mit Volks- und Hauptschulabschluss. Skeptischer geben sich beim Essen außer Haus hingegen die Bewohner von Großstädten.

EU uneins

Als Lehre aus dem Skandal sollen in der Europäischen Union die Regeln für die Herstellung von Futtermitteln verschärft werden. Sie sei sich mit der EU-Kommission und ihren Kollegen aus den anderen EU-Staaten einig, dass die Belastung von Tierfutter in Deutschland Anlass sein müsse, "auch auf europäischer Ebene Konsequenzen zu ziehen", sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU). "Wir müssen das Sicherheitsnetz noch enger knüpfen und die geltenden Standards überprüfen."

Ilse Aigner beißt bei ihren EU-Kollegen in wichtigen Punkten auf Granit.

Ilse Aigner beißt bei ihren EU-Kollegen in wichtigen Punkten auf Granit.

(Foto: REUTERS)

Einigkeit bestand nach den Worten Aigners in vier Punkten: Geplant ist die Trennung von Industriefetten und Fetten für Futter- und Lebensmittel bei der Herstellung sowie eine Verpflichtung der Hersteller zu strengeren Kontrollen ihrer Produkte. Konsens habe auch darüber bestanden, ein Frühwarnsystem einzurichten, ein sogenanntes Dioxin-Monitoring, um Verschmutzungen schnell zu erkennen, fügte die Ministerin hinzu. Außerdem sollen Futtermittelbetrieben strengere Auflagen für eine Zulassung gemacht werden.

Diese Schritte sind auch Teil von Aigners Aktionsplan, den sie als Reaktion in Deutschland aufgestellt hat. Keine Einigkeit wurde auf EU-Ebene bei zwei weiteren Vorschlägen der deutschen Ministerin erzielt: Die Kommission habe Vorbehalte gegen die von ihr vorgeschlagene Positivliste für Inhaltsstoffe von Futtermitteln, sagte Aigner. "Dies kann verpflichtend aber nur auf EU-Ebene geregelt werden." Auch bei einer Regelung für eine strengere Herstellerhaftung gab es demnach keine Einigkeit.

Bei dem aktuellen Lebensmittelskandal waren belastete Industriefette in Futtermittel gelangt. Dadurch gerieten mit Dioxin belastete Eier und Schweinefleisch in den Handel. Derzeit sind nach Angaben Aigners in Deutschland noch 589 Betriebe wegen des Skandals gesperrt, die meisten davon in Niedersachsen.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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