Waffen-Gespräche mit Russland? Kim feiert Siegestag mit Schoigu und China
26.07.2023, 14:13 Uhr Artikel anhören
Nach seiner Ankunft legt der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu zuerst ...
(Foto: picture alliance/dpa/Russian Defence Ministry)
Am 27. Juli 1953 endet der Korea-Krieg mit einem Waffenstillstandsabkommen. Nordkorea betrachtet die Einigung als Sieg und feiert den vermeintlichen Erfolg in diesem Jahr mit einer großen Militärparade. Erstmals seit langer Zeit sind ausländische Gäste anwesend, darunter der russische Verteidigungsminister.
Nordkorea und Russland wollen in Verteidigungsfragen enger zusammenarbeiten. Das habe er mit seinem nordkoreanischen Amtskollegen in Pjöngjang vereinbart, erklärte der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu am Rande seines Besuchs in der abgeschiedenen Diktatur. "Ich bin davon überzeugt, dass die heutigen Gespräche zur Stärkung der Zusammenarbeit zwischen unseren Verteidigungsabteilungen beitragen werden."
Schoigu bleibt Angaben zufolge bis Freitag in Pjöngjang. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un hat eingeladen, um gemeinsam den "Tag des Sieges" zu begehen. Dieser meint nach nordkoreanischer Lesart den nordkoreanischen Erfolg im Korea-Krieg. Dieser endete vor 70 Jahren am 27. Juli 1953.

... Blumen vor Statuen des Staatsgründers Kim Il Sung und dem langjährigen Machthaber sowie Sohnemann Kim Jong Il nieder, ...
(Foto: picture alliance/dpa/Russian Defence Ministry)
Nordkorea begeht den "Tag des Sieges" am Donnerstag unter anderem mit einer Militärparade. Unter den geladenen Gästen befinden sich nicht nur Schoigu, sondern auch eine chinesische Delegation: Die Führung in Peking entsendet unter anderem Li Hongzhong nach Pjöngjang, der Mitglied im Politbüro der Kommunistischen Partei Chinas ist.
Artilleriemunition für Russland
Für das ohnehin weitgehend isolierte Nordkorea ist es nach dem Ende der Corona-Pandemie das erste Mal, dass ausländische Delegationen das Land besuchen. Die Regierung von Machthaber Kim Jong-un versucht, ihre Beziehungen zu China und Russland zu vertiefen und mit den Nachbarn eine gemeinsame Basis für die Rivalität mit dem Westen und vor allem den USA zu finden.

... dann wurde verhandelt. Auch über Waffenlieferungen?
(Foto: picture alliance/dpa/Russian Defence Ministry)
Die USA werfen Nordkorea vor, Russland in seinem Krieg gegen die Ukraine mit Waffenlieferungen unterstützt zu haben. Unter anderem sei im November 2022 eine Lieferung von Infanterieraketen und Fluggeräten an die russischen Wagner-Söldner gegangen, die an der Seite der regulären Armee gekämpft haben. Nordkorea und Russland haben den Vorwurf zurückgewiesen. Berichten zufolge will Schoigu bei seinem Besuch erneut über militärische Unterstützung wie zusätzliche Artilleriemunition verhandeln.
Gigantische Militärparade
China wiederum ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner seines weitgehend isolierten Nachbarlandes. Die chinesischen Exporte nach Nordkorea waren im Juni achtmal höher als ein Jahr zuvor. Hintergrund der Isolation Nordkoreas sind die internationalen Sanktionen wegen seiner Atom- und Raketenprogramme - für die im UN-Sicherheitsrat sowohl Russland als auch China gestimmt hatten.
Jüngste Versuche der USA und einiger europäischer Staaten, neue Strafmaßnahmen gegen Nordkorea zu erlassen, haben die beiden Staaten mit ihrem Veto im Sicherheitsrat verhindert. Stattdessen drängen Russland und China darauf, bestehende Sanktionen aus humanitären Gründen zu lockern, und sie versuchten, Nordkorea zur Wiederaufnahme der 2019 gescheiterten Denuklearisierungsgespräche zu bewegen.
Obwohl Nordkorea verarmt ist, steckt es seit Jahren Unsummen in die Rüstung und präsentiert seine Erfolge gern. Die für Donnerstag geplante riesige Militärparade bietet dafür eine weitere Gelegenheit. An ihr werden Experten zufolge wahrscheinlich bis zu 15.000 Soldaten teilnehmen. Möglicherweise werden auch neue Modelle nukleartauglicher Waffen zur Schau gestellt, wie Yang Moo Jin, Professor an der Universität für Nordkoreanische Studien in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul, erklärt.
Kim ehrt Märtyrer
Die ganze Woche über gab es bereits Gedenkfeierlichkeiten anlässlich des Kriegsendes. So habe Kim einen Friedhof für chinesische Soldaten besucht, meldete die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Sie hatten im Vaterländischen Krieg an der Seite Nordkoreas gegen Südkorea und seine Verbündeten gekämpft. Kim ehrte KCNA zufolge auch die nordkoreanischen Gefallenen auf dem Märtyrerfriedhof des Vaterländischen Befreiungskriegs und würdigte sie dafür, dass sie dem "US-Imperialismus eine Niederlage beigefügt" hätten.
Der Korea-Krieg währte von 1950 bis 1953. Nord- und Südkorea waren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 aus der sowjetischen und der US-Besatzungszone in Korea hervorgegangen, die der vorherigen Annexion des Landes durch Japan folgten. Die koreanische Halbinsel wurde entlang des 38. Breitengrades geteilt. Nord- und Südkorea beanspruchten jedoch beide die rechtliche Nachfolge des einstigen koreanischen Kaiserreiches.
Im sich daraus entwickelnden Korea-Krieg standen die USA an der Seite Südkoreas, China und die Sowjetunion waren Verbündete Nordkoreas. Bis heute gibt es keinen Friedensvertrag, sondern lediglich ein Waffenstillstandsabkommen, das am 27. Juli 1953 geschlossen wurde.
Quelle: ntv.de, chr/rts