Holocaust-Gedenktag Kirche räumt Schuld ein
27.01.2008, 08:11 UhrDer evangelische Landesbischof von Bayern, Johannes Friedrich, hat am Holocaust-Gedenktag Schuld seiner Kirche in der Zeit des NS-Regimes eingeräumt. Die Landeskirche habe geschwiegen, wo klare Worte hätten gesprochen werden müssen, sagte Friedrich bei einem Gottesdienst in der Versöhnungskirche im ehemaligen Konzentrationslager Dachau. "Sie ist schuldig geworden, weil sie den millionenfachen Tod Unschuldiger in Kauf genommen hat."
Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, mahnte bei dem Gottesdienst, die Erinnerung an das Schreckensregiment des Nationalsozialismus lebendig zu halten. "Unser Erinnern an diese Zeit muss sich immer wieder erneuern. Das bloße Bewahren von Gedenkstätten reicht nicht."
In Deutschland wurde an vielen Orten mit Kranzniederlegungen, Schweigeminuten und Ausstellungseröffnungen der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. In Berlin nahm Bundespräsident Horst Köhler im Jüdischen Museum an einer Lesung teil. In der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück in Brandenburg wurde eine Ausstellung über das Schicksal der mehr als 15 000 jüdischen Häftlinge in dem ehemaligen Konzentrationslager eröffnet. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, mahnte wie andere Redner eine intensivere Auseinandersetzung mit der Nazi- Diktatur und verstärkte historische Bildung der Jugend an. Knobloch nahm auch an einer Gedenkfeier von Landtag und Landesregierung Sachsen-Anhalts in Magdeburg teil.
Bei der zentralen Gedenkveranstaltung im Sächsischen Landtag machte der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, die Politik für zunehmenden Rechtsextremismus mitverantwortlich. Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) sagte, verbalen und körperlichen Angriffen sei mit Entschiedenheit und notfalls auch mit Härte entgegenzutreten. Der Bundestag hatte bereits am Freitag eine Gedenkstunde veranstaltet.
Am 27. Januar 1945 hatte die Rote Armee das KZ Auschwitz-Birkenau befreit. In Deutschland ist dieses Datum seit 1996 offizieller Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Der Holocaust-Gedenktag wird auch international begangen.
Quelle: ntv.de