Politik

Neues Aufgabenfeld? Koalition uneins über Bundeswehr im Innern

Wenn die Bundeswehr nun nicht mehr nur für die äußere sondern auch die innere Sicherheit zuständig ist, müsste das Grundgesetz geändert werden.

Wenn die Bundeswehr nun nicht mehr nur für die äußere sondern auch die innere Sicherheit zuständig ist, müsste das Grundgesetz geändert werden.

(Foto: dpa)

Könnte die deutsche Polizei bei einem groß angelegten Anschlag wie in Paris Terroristen wirksam bekämpfen? Vor allem Politiker der Union haben da Zweifel und fordern in so einem Fall den Einsatz der Bundeswehr. Doch einigen missfällt das.

Der Wehrbeauftragte des Bundestags lehnt einen Einsatz der Bundeswehr im Inneren zur Unterstützung der Polizei etwa bei Terroranschlägen ab. Die Bundeswehr solle nicht als wohlfeile Personalreserve für die vielleicht zu stark reduzierten Polizeikräfte dienen, sagte der SPD-Politiker Hans-Peter Bartels der "Nordwest-Zeitung" aus Oldenburg. Dies sei nicht im Sinne der Verfassung. "Dafür sind Bundeswehrsoldaten auch nicht ausgebildet, dafür sind sie nicht da." Zudem sei die Bundeswehr schon jetzt "in weiten Bereichen am Limit".

Die CDU/CSU erwägt eine Gesetzesänderung für den Einsatz der Bundeswehr im Inland unter anderem bei Terrorgefahr. Das hatte die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf einen Entwurf für ein neues Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr berichtet. Unionspolitiker dringen schon seit längerer Zeit auf eine entsprechende Grundgesetzänderung. Neben klaren Kompetenzen bei der Terrorabwehr wird auch gefordert, dass die Bundeswehr regulär in der Flüchtlingshilfe zum Einsatz kommt. Die SPD lehnt eine Grundgesetzänderung ab.

In der "Neuen Osnabrücker Zeitung" rechnete Bartels vor, dass die Ressourcen der Polizei mit mehr als 300.000 Beamten in Bund und Ländern weit größer seien als die der Bundeswehr. Diese habe ihre Sollstärke von 185.000 Soldaten noch immer nicht erreicht. "Die Kräfte der Bundeswehr sind nicht unendlich", warnte Bartels. Der Kernauftrag der Bundeswehr sei die äußere Sicherheit, betonte der SPD-Politiker, der aber einräumte: "Angesichts der weltweiten Terrorgefahr gilt selbstverständlich: Man sollte vorbereitet sein."

Grundgesetz müsste geändert werden

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sprach sich für den Einsatz der Bundeswehr "in Notsituationen" im Inland aus. "Ich halte es für wichtig und notwendig, dass wir in Ausnahmen die Bundeswehr auch vorübergehend im Inneren einsetzen", sagte der CSU-Mann dem "Münchner Merkur". "Dafür ist auch eine Änderung des Grundgesetzes notwendig." Als Beispiel für eine gerechtfertigte Aufweichung der bislang strikten Trennung der Aufgaben von Polizei und Armee nannte Herrmann "Notsituationen" wie die Terroranschläge in Paris.

Der außen- und sicherheitspolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Florian Hahn, kritisierte die ablehnende Haltung der SPD: "Wir brauchen hier eine ergebnisoffene Debatte ohne parteipolitische Scheuklappen."

Quelle: ntv.de, kpi/dpa

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