"Intransparent, korruptionsanfällig" Kritik am Gesundheitssystem
17.06.2008, 15:29 UhrTransparency International hat Korruption und fehlende Transparenz im deutschen Gesundheitswesen kritisiert. Es sei "äußerst intransparent, kleinteilig interessengeleitet und damit korruptionsanfällig", heißt es in einem Grundsatzpapier der Anti-Korruptions-Organisation. "Durch unwirtschaftliche, verschwenderische und unsaubere Praktiken gehen jedes Jahr Unsummen an Versichertengeldern verloren", erklärte das Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland, Anke Martiny.
Transparency kritisiert vor allem die Rabattverträge zwischen gesetzlichen Krankenkassen und Pharmaherstellern. Sie ermöglichten den Firmen, Mitarbeiter der Krankenkassen "quasi zu Marketing-Agenten für fragwürdige und bedenkliche Pharma-Produkte zu machen", beklagte die Organisation. Für Ärzte und Patienten seien die Verträge nicht einsehbar.
Auch der Vertrieb von Arzneimitteln und deren Rohstoffen sei nach wie vor unzureichend reguliert, heißt es in dem Papier. Um Gesundheitsschäden verfolgen und ahnden zu können, sei eine lückenlose Kennzeichnung medizinischer Substanzen vom Ursprungsprodukt bis zum Endverbraucher notwendig.
Kritisiert wird außerdem die Abhängigkeiten der Europäischen Zulassungsbehörde für Arzneimittel (EMEA) von der Pharmaindustrie. Zahlreiche EMEA-Experten arbeiteten gleichzeitig für die Herstellerfirmen der zuzulassenden Produkte. Daher lasse die Behörde Medikamente oft vorschnell zu, ohne ihre Wirksamkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit hinreichend geprüft zu haben.
Quelle: ntv.de