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Verreisen im eigenen Bundesland Küstenländer setzen sich für Osterurlaub ein

Wenn es nach Stephan Weil geht, sollen die Niedersachsen an ihren Küsten Urlaub machen dürfen.

Wenn es nach Stephan Weil geht, sollen die Niedersachsen an ihren Küsten Urlaub machen dürfen.

(Foto: picture alliance / Zoonar)

Die ersten Flieger mit deutschen Touristen sind längst auf Mallorca gelandet. In der Bundesrepublik steigt der Unmut, dass die Menschen im eigenen Land keinen Urlaub machen können. Wenn es nach den Küstenländern geht, sollten Ausnahmen für Ostern beschlossen werden. Doch es gibt Bedenken.

Die Küstenländer Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen wollen auf dem Corona-Gipfel am Montag für die Möglichkeit des Osterurlaubs ihrer eigenen Bewohner werben. Nur innerhalb des jeweils eigenen Bundeslandes solle Urlaub in Einrichtungen mit Selbstversorgung und eigenen sanitären Anlagen wie in einer Ferienwohnung, einem Ferienhaus oder einem Wohnwagen/Wohnmobil zulässig sein, erklärten die drei Bundesländer. Für die angrenzenden Stadtstaaten Hamburg und Bremen seien gesonderte Regeln nötig.

Als Voraussetzung müsse ein negativer Schnelltest kurz vor der Anreise vorgelegt werden. Weitere Bedingungen wie Hygienekonzepte und Kapazitätsbeschränkungen seien auf Landesebene zu treffen. Ihre für den Corona-Gipfel angekündigte Initiative begründeten die drei Bundesländer auch mit der Erlaubnis für Urlaubsreisen nach Mallorca über Ostern - vor diesem Hintergrund stoße bei vielen Bürgern auf Unverständnis, dass Kurzurlaube in Deutschland nicht möglich seien.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig erklärte, "wir sind der Meinung, dass zu Ostern wenigstens Urlaub im eigenen Bundesland möglich sein sollte. Wer beispielsweise von Rostock nach Rügen fährt und mit seiner Familie die Ostertage in einem Ferienhaus verbringt, ist keinen zusätzlichen Ansteckungsgefahren ausgesetzt." Zugleich sei das auch ein Signal an die Branche, "dass wir den Tourismus Schritt für Schritt wieder hochfahren wollen."

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther sagte: "Ich kann nicht nachvollziehen, weshalb die Bundesregierung einen Urlaub auf Mallorca für sicherer hält als ein Osterwochenende mit Testpflicht in einer Ferienwohnung an Nord- oder Ostsee." Klar sei jedoch, man müsse angesichts bundesweit steigender Infektionszahlen weiter vorsichtig und achtsam sein, so der CDU-Politiker. "Deshalb setze ich mich für einen sicheren Urlaub nach klaren Regeln in der eigenen Region ein."

Söder tritt auf die Bremse

Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil sagte, auch über Ostern müsse die Mobilität nach Möglichkeit begrenzt werden. Das gehe aber nicht ohne Verständnis und Unterstützung in der Bevölkerung. "Die Mallorca-Entscheidung der Bundesregierung erweist sich dabei in der Vermittlung als spürbarer Ballast. Mit unserem Vorschlag eröffnen wir in einem eng begrenzten Bereich eine Alternative für einen sicheren Urlaub in der Heimat."

Eher auf die Bremse tritt derweil Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. In der Debatte um mögliche Osterurlaube fordert der CSU-Chef eine Prognose für die Corona-Infektionszahlen durch das Robert-Koch-Institut (RKI). Bei der Beratung von Bund und Ländern müsse für eine Entscheidung das Infektionsgeschehen in zwei Wochen "antizipiert" werden. Laut einer Schätzung des RKI könne die Inzidenz nach Ostern bundesweit bei mehr als 300 liegen, so Söder. Er erinnerte daran, dass in der Vergangenheit Entscheidungen basierend auf der tagesaktuellen Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche gefällt wurden, weshalb diese im Nachhinein wieder revidiert werden mussten.

Söder betonte, er könne verstehen, dass die Menschen Urlaub machen wollten und er sehe auch, dass sich die Debatte wegen der Reisen nach Mallorca verändert habe. Damit die Relation gewahrt bleibe, brauche es in jedem Fall eine Testpflicht für Mallorca-Rückkehrer und verbindliche Quarantäne-Regeln. Zugleich müsse geschaut werden, wie das RKI die Infektionsgefahr für Urlaube in Ferienwohnungen und Ferienhäusern einschätze.

"Die Menschen brauchen Hoffnungszeichen"

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Generell gelte es bei der Konferenz zu entscheiden, "ob wir aus der dritten Welle, die stark da ist, eine Endloswelle machen", oder man durch ein konsequentes Corona-Management versuche, diese Welle wieder in den Griff zu bekommen, sagte Söder. Durch überstürzte Öffnungen bestehe die Gefahr, in eine Endlosschleife zu kommen. "Ich weiß sehr wohl, dass die Menschen Hoffnungszeichen brauchen", sagte Söder. Es sei auch für ihn so, "dass das alles wie eine bleierne Wolke über einem liegt".

Zudem brauche es zum Brechen der dritten Welle eine bundeseinheitliche Umsetzung der "Notbremse" in regionalen Hotspots. "Ich bin immer sehr für flexible Lösungen. Wenn Flexibilität aber zu Unübersichtlichkeit führt, dann ist keinem damit geholfen, weil es die Akzeptanz noch mal sinken lässt", sagte Söder. Er plädierte daher für eine Regelung, die dann für alle Bundesländer verbindlich umzusetzen sei. Ansonsten fühlten sich am auch Ende die Menschen ungerecht behandelt.

Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa

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