Politik

Und, wie war Ihre Woche so? Laschet besser ohne Söder, Baerbock im Beiwagen

Fistbump unter Wettbewerbern - Annalena Baerbock und Armin Laschet am Donnerstag im Bundestag.

Fistbump unter Wettbewerbern - Annalena Baerbock und Armin Laschet am Donnerstag im Bundestag.

(Foto: imago images/Future Image)

Die Auftritte von Unionskanzlerkandidat Laschet geraten besser, wenn Markus Söder nicht dabei ist. Annalena Baerbock weiß den Weg ins Grüne und Olaf Scholz schiebt Martin Schulz nach hinten.

Von verpatzt bis gelungen

Von Christian Wilp

Zwei Männer, zwei Parteien, aber nur ein funktionierendes Mikro.

Zwei Männer, zwei Parteien, aber nur ein funktionierendes Mikro.

(Foto: dpa)

Wer die bisherige Genese des Kanzlerkandidaten Armin Laschet beschreiben möchte, könnte die vergangene Woche zum Maßstab nehmen. Eine Zeitreise im Zeitraffer, exemplarisch zusammengefasst in drei Teilen.

Teil 1 am Sonntag: verpatzt. Schauplatz ist der EUREF-Campus in Berlin (EUREF = Europäisches Energieforum). CDU und CSU treffen sich zur Klausur. Ziel ist es, das Wahlprogramm zu verabschieden und die Zwistigkeiten öffentlichkeitswirksam zu begraben. Die Laschet-Leute haben sich etwas Schönes ausgedacht: Ihr Chef steht vor dem CSU-Logo, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder vor dem der CDU. Eintracht in einem Bild! Dumm nur, dass das Mikro auf der CSU-Seite defekt ist. Während Laschet nur scheppernd rüberkommt, glänzt Söder in bestem Sound.

Teil 2 am Montag: ausbaufähig. Wieder der EUREF-Campus, wieder - laut Plan - ein Fest der Freundschaft von CDU und CSU. Einstimmig wird das Wahlprogramm angenommen, die Präsentation soll die Harmonie untermauern. Zunächst Auftritt der Generalsekretäre Paul Ziemiak und Markus Blume, dann folgen die Parteivorsitzenden Laschet und Söder. Zwischendurch erklimmen zwei Damen das Podium, die das Rednerpult säubern, Getränke anbieten und Papiere reichen. Eine etwas antik anmutende Fräuleinnummer, die Assoziationen weckt an die Herrenrunden von Helmut Kohl und Franz Josef Strauß.

Teil 3 am Donnerstag: gelungen. Die Regierungserklärung der Bundeskanzlerin vor dem EU-Gipfel bietet Anlass für ein Triell: Die Kanzlerkandidaten Annalena Baerbock, Olaf Scholz und Armin Laschet treffen im Bundestag aufeinander. Während Scholz sich eher staatstragend präsentiert und Baerbock als leicht bemüht auffällt, ist Laschet in seinem Element. Sein Plädoyer für Europa: authentisch und engagiert.

Man könnte sagen: Je weniger Regie und je weniger Söder, desto besser für Laschet.

Baerbock und ihre Motorradjacke

Von Volker Petersen

Die Grünen haben schon immer durch ihre Kleidung auf sich aufmerksam gemacht. Damals in Bonn tauchten sie in Jeans und Pullover im Anzugrevier Bundestag auf, später war es eine Nachricht, als Joschka Fischer die Turnschuhe ins Museum gab und selbst feinen Zwirn anlegte. Und heute? Hat sich an der Front fast alles beruhigt, auch wenn die Krawattenabneigung in der Öko-Partei noch immer am größten ist. Und doch darf man ein bisschen interpretieren, wenn man Annalena Baerbocks Garderobe betrachtet. Nicht weil sie eine Frau ist, nein, nein! Sondern weil sie Grüne ist, aus besagter Parteitradition heraus.

Am Donnerstag trug sie mal wieder ihre schwarze Lederjacke, die man wohl ganz gut als Motorradjacke beschreiben kann. Wie passend, denn Motorradfahrer haben Wumms, sie knattern als erste ins Ziel und stehen für Freiheit und Abenteuer. Wobei die Gegner der Grünen ja die Freiheit in Gefahr sehen, wenn die Grünen erstmal am Steuer sind. Und das Programm finden sie vor allem abenteuerlich, nichts weiter. Und behaupten einfach, den Benzinpreis der Grünen könnten sich normale Motorradfahrer gar nicht leisten. Schon steigen Laschets Umfragewerte. Soll er doch den Fahrersitz übernehmen, sagen mehr und mehr Wähler. Und wenn er dann einen E-Motor einbaut oder wenigstens zulässt, fährt Baerbock vielleicht trotzdem mit, im Beiwagen. Wer dort sitzt, hat sowieso meist die Karte in der Hand. Und so könnte sie Laschet zeigen, wo es langgeht, um ins Grüne zu kommen.

Im Wahlkampf kann nur einer die Nummer Eins sein

Von Heike Boese

Scholz, mit O.

Scholz, mit O.

(Foto: dpa)

Schulz oder Scholz, Hauptsache SPD! Das mag bei jeder, wirklich jeder anderen Bundestagsdebatte funktionieren. Aber doch nicht bei der, bei der Angela Merkel ihre letzte Regierungserklärung zum EU-Gipfel abgibt. Annalena Baerbock antwortet für die Grünen, Armin Laschet spricht für die Union - und die SPD will Martin Schulz ans Podium schicken? Als ersten Redner ihrer Fraktion? Noch vor Olaf Scholz? Bei diesem inoffiziellen Schaulaufen der Kanzlerkandidaten?

Ja, Schulz ist als ehemaliger Präsident des Europäischen Parlaments ohne Zweifel der Europapolitiker in der Fraktion, ja, er scheidet nach dem Sommer aus dem Bundestag aus und dies ist seine letzte Rede im Parlament, und ja, er war auch mal Kanzlerkandidat. Aber er ist es eben nicht. Der Kanzlerkandidat 2021 heißt Olaf Scholz und der muss hier reden. Als Erster.

Ob der Hinweis auf den drohenden Fauxpas aus dem Willy-Brandt-Haus kam oder von Scholz persönlich, weiß man nicht. Aber kurz bevor die Bundestagsfraktion ihrem Kandidaten ein übles Foul verpasste - ob versehentlich oder nicht, sei dahingestellt - wurde das dann noch geändert. Im Wahlkampf zählt nur einer - und der heißt Scholz. Schulz musste mit seiner Rede warten und bekam zum Trost den Dank des Bundestagspräsidenten, den alle ausscheidenden Abgeordneten auch bekommen haben.

Das ist die sechste Folge der Wahlkampf-Kolumne "Und, wie war Ihre Woche so?". Folge fünf lesen Sie hier.

Quelle: ntv.de

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