CDU-Politiker im "ntv Frühstart" Laschet verteidigt Israels Reaktion auf Hamas-Massaker
09.11.2023, 10:00 Uhr Artikel anhören
Die Bilder aus Gaza sind schrecklich - dennoch hält Ex-Kanzlerkandidat Laschet die israelischen Angriffe für richtig. Ein Massaker wie das der Hamas am 7. Oktober würde "kein Land der Welt dulden". In Deutschland beobachtet der CDU-Politiker eine neue Dimension des Antisemitismus.
Der CDU-Außenpolitiker Armin Laschet hält die Angriffe Israels im Gazastreifen trotz hoher Opferzahlen weiterhin für gerechtfertigt. Natürlich seien die Bilder aus Gaza schrecklich und der Anblick getöteter Kinder kaum zu ertragen. Israel habe es aber mit einem Massaker der Hamas zu tun, das es nicht dulden könne. "Und das würde kein Land der Welt dulden", sagte Laschet in der ntv-Sendung "Frühstart".
Gerechnet auf die Bevölkerungszahl sei der Anschlag in Israel mit 1.400 Toten so, als wenn in Deutschland 14.000 Menschen sterben würden. "Und dann wird auch in Deutschland jeder sagen, wir können es nicht akzeptieren, einer solchen Terrorgefahr ausgesetzt zu sein." Europa könne nur hoffen, dass es Israel gelinge, den militärischen Teil der Hamas zu zerstören. "Denn sonst wird es auch Terroranschläge in Europa geben."
Israels Gegenschläge seien durch das Recht auf Selbstverteidigung gedeckt und dringend erforderlich, um die militärische Struktur der Hamas zu zerstören, sagte Laschet. "Entscheidend ist, dass dieser militärische Erfolg gegen die Terrororganisation jetzt gelingt - und ich hoffe, mit so wenig Opfern wie irgend möglich." Israel müsse das Kriegsvölkerrecht einhalten und Zivilisten möglichst schützen. Dies sei aber nicht so einfach, wenn die Hamas ihr Hauptquartier unter dem größten Krankenhaus Gazas habe.
Antisemitismus in Deutschland "dramatisch"
Am heutigen Gedenktag zur Reichspogromnacht sieht Laschet eine neue Dimension des Antisemitismus in Deutschland. Demonstrationen gegen Israel seien schon seit Langem üblich, nun kämen aber antisemitische Sprüche, Boykottaufrufe gegen jüdische Geschäfte und Davidsterne auf Wohnhäusern von Juden hinzu, sagte Laschet bei ntv. "Alles das ist dramatisch und wird in diesen Tagen sichtbarer denn je zuvor. Deshalb ist dieser 9.November ein besonderer Mahntag - mehr als in den letzten Jahren." Dass Juden 85 Jahre nach den Pogromen in Deutschland wieder Angst um ihr Leben haben müssten, zeige, dass eine Menge schiefgelaufen sei. Man habe es immer mit einem rechten Antisemitismus zu tun gehabt. Zudem gebe es linken Antisemitismus und nun vermehrt jenen von arabischen Zuwanderern.
Dennoch lehnte Laschet die Forderung des israelischen Botschafters in Deutschland, Ron Prosor, ab, ausländischen Imamen ein Betätigungsverbot zu erteilen. "Das ist nicht die Lösung." Natürlich müsse man besser wissen, was in den Moscheen gepredigt werde und die Gemeinden sollten gegen Antisemitismus aufstehen. Dort liege aber nicht das Hauptproblem. Er glaube nicht, dass die Menschen, die aktuell gegen Juden und Israel demonstrierten, freitags in die Moschee gingen, so Laschet.
"Das sind politisierte Araber insbesondere, aber auch junge Deutsche." In den Schulen werde zu wenig über den Holocaust aufgeklärt. Zudem würden selbst auf Eliteuniversitäten Dinge gesagt, die man kaum glauben könne. "Die Mischung, dieser intellektuelle Antisemitismus mit den Radikalen auf der Straße, das ist das Problem."
Den Besuch des türkischen Präsidenten Erdogan in Deutschland wegen seiner israelfeindlichen Äußerungen abzusagen, hielte Laschet für falsch. Außenpolitik dürfe nicht heißen, nur mit denen zu reden, die genauso dächten wie wir, sagte Laschet. "Die, die so etwas vertreten wie Erdogan, die, die in der Region auch Einfluss haben, die müssen Gesprächspartner deutscher Außenpolitik sein - man muss dann nur Klartext reden."
Quelle: ntv.de, psc