Nachschubprobleme an der Front London: Russen schießen wohl mit Schrott-Munition
14.03.2023, 11:42 UhrDie russischen Streitkräfte verzeichnen kleinere Erfolge in Bachmut, sollen aber an der gesamten Front Probleme haben. Einer der Gründe: Der Mangel an Munition, der mittlerweile offenbar auch die Artillerie betrifft. Mit dem Problem hat allerdings auch die ukrainische Seite zu kämpfen.
Der letzte großangelegte Raketenangriff der Russen nährte bereits den Verdacht, dass das Militär mit Nachschubproblemen bei der Munition zu kämpfen hat. Der britische Geheimdienst vermutet nun wegen der vielen eingesetzten Raketentypen, dass die Lager leer sein könnten und Streitkräfte erst auf neu produziertes Gerät aus der Industrie warten müssen, um größere Angriffe fahren zu können, welche fähig sind, die Flugabwehr zu überwinden. Und auch bei der Artillerie-Munition soll sich die Knappheit laut London verschärft haben.
Wie es im Geheimdienst-Update der Briten heißt, soll in vielen Teilen der Front eine extrem strenge Rationierung von Granaten in Kraft getreten sein. "Dies ist mit Sicherheit einer der Hauptgründe dafür, dass in letzter Zeit keine russische Formation in der Lage war, eine operativ bedeutsame Offensivaktion durchzuführen", teilte London mit. Russland habe mit großer Wahrscheinlichkeit bereits auf die Ausgabe alter Munitionsbestände zurückgegriffen, die zuvor als unbrauchbar eingestuft worden waren.
In einem Präsidialerlass vom 3. März sollen Maßnahmen festgelegt worden sein, mit denen das Ministerium für Handel und Industrie die Befugnisse der Leiter von Rüstungsbetrieben, die ihre Produktionsziele nicht erreichen, umgehen kann. Russland wendet laut London in der Verteidigungsindustrie zunehmend die Grundsätze einer Planwirtschaft an, weil es erkannt habe, dass seine Produktionskapazitäten eine wesentliche Schwachstelle in den "zermürbenden" Kämpfen darstellten.
Munition ist eine der entscheidenden Fragen des Krieges
Die ukrainische und die russische Seite klagten in der Vergangenheit wiederholt über Munitionsmangel. Sowohl von den Wagner-Söldnern, die von der russischen Armee versorgt werden, als auch von den regulären Truppen des Kreml tauchten immer wieder Videos auf, in denen sich über die fehlende Versorgung beschwert wird.
So heißt es zum Beispiel in einem Beitrag der 580. separaten Haubitzen-Artilleriedivision auf Telegram, dass die Soldaten monatelang auf die benötigte Munition für ihren Einsatz warteten. Dann sollen sie letztlich in eine Sturminfanterie-Einheit umgewandelt worden sein, um als "Kanonenfutter" Angriffe an vorderster Front auf die ukrainischen Stellungen durchzuführen. Selbst Angehörige baten den russischen Präsidenten Wladimir Putin in dem Video, die Kämpfer mit Artillerie auszustatten.
Die ukrainische Seite verlangte zuletzt von den europäischen Partnern viermal so viel Munition, wie ihr Brüssel in Aussicht gestellt hatte. Verteidigungsminister Oleksij Resnikow sagte vor Beratungen mit seinen EU-Kollegen in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, sein Land brauche dringend "eine Million Schuss Munition", um sich gegen Russland zu verteidigen. Es gehe darum, weitere Gegenoffensiven gegen die Angreifer aus Russland starten zu können.
Quelle: ntv.de, rog