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Netanjahu widerspricht scharf Macron fordert Stopp des Gaza-Bombardements

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In Paris wertet man den Krieg in Gaza nicht so wie in Washington, London oder Berlin: Macron beim "Peace Forum".

In Paris wertet man den Krieg in Gaza nicht so wie in Washington, London oder Berlin: Macron beim "Peace Forum".

(Foto: REUTERS)

Anders als die USA, Großbritannien oder Deutschland fordert der französische Präsident von Israel eine Waffenruhe im Gaza-Streifen. Die Bombardements müssten sofort aufhören. Israels Premier Netanjahu hält scharf dagegen und verweist Macron und seine Mahnungen an die Adresse der Hamas.

Angesichts des Leids der Zivilbevölkerung während des israelischen Militäreinsatzes gegen die islamistische Hamas hat der französische Präsident Emmanuel Macron eine Waffenruhe im Gazastreifen gefordert. "Es werden Zivilisten, Babys, Frauen und alte Menschen bombardiert und getötet. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, Zivilisten anzugreifen. Wir fordern Israel dazu auf, damit aufzuhören", sagte Macron in einem Interview des britischen Fernsehsenders BBC. "Ich möchte alle an das Völkerrecht erinnern, ich fordere eine Waffenruhe." Auf die Frage, ob er wolle, dass sich andere Staats- und Regierungschefs - auch in den Vereinigten Staaten und Großbritannien - seinen Forderungen nach einem Waffenstillstand anschließen, sagte Macron: "Ich hoffe, sie werden es tun". Israel befürchtet derweil, dass die radikal-islamische Hamas eine Waffenruhe ausnutzen würde, um sich neu zu formieren.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies die Vorwürfe Macrons umgehend zurück. "Die Verantwortung für das Leid der Zivilisten liegt bei der Hamas, nicht bei Israel. Während Israel alles in seiner Macht Stehende tut, um Zivilisten zu verschonen, und sie dazu aufruft, die Kampfgebiete zu verlassen, missbraucht die Hamas sie als menschliche Schutzschilde und tut alles dafür, um zu verhindern, dass sie in sicherere Gegenden gehen", schrieb Netanjahu auf der Nachrichtenplattform X. "Die Verbrechen, die die Hamas heute in Gaza verübt, wird sie morgen in Paris, New York und der ganzen Welt verüben. Die Staatschefs sollten die Hamas verurteilen, nicht Israel."

Ein israelischer Militärsprecher hatte bereits am Nachmittag betont, dass Israel keiner Waffenruhe im Kampf gegen die Hamas im Gazastreifen zugestimmt habe, sondern lediglich zeitlich und lokal begrenzten Feuerpausen. "Es gibt keine Waffenruhe. Ich wiederhole, es gibt keine Waffenruhe", sagte Armee-Sprecher Oberstleutnant Richard Hecht. "Was wir tun, dieses Vier-Stunden-Fenster, das sind taktische, lokale Pausen für humanitäre Hilfe." Die USA hatten kurz zuvor mitgeteilt, dass im Norden des Palästinenser-Gebietes jeden Tag vier Stunden lang keine Einsätze ausgeführt sollen, um Palästinensern zu ermöglichen, sich in Sicherheit zu bringen.

WHO-Chef: Alle zehn Minuten stirbt ein Kind

Heftige Kritik an den Bombardements äußerte auch die Weltgesundheitsorganisation. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte, im Gazastreifen werde im Durchschnitt alle zehn Minuten ein Kind getötet. Die Hälfte der 36 Krankenhäuser und zwei Drittel der Zentren für die medizinische Grundversorgung funktionierten nicht und die, die in Betrieb seien, gingen weit über ihre Kapazitäten hinaus, erklärte der WHO-Direktor vor dem 15-köpfigen UN-Sicherheitsrat und in einem Beitrag auf X.

"Die Krankenhausflure sind überfüllt mit Verletzten, Kranken und Sterbenden. Überfüllte Leichenhallen. Operationen ohne Anästhesie. Zehntausende von Vertriebenen, die in Krankenhäusern Schutz suchen", so Tedros Adhanom Ghebreyesus. Seit dem 7. Oktober habe die WHO mehr als 250 Angriffe auf die Gesundheitsversorgung im Gazastreifen und im Westjordanland verifiziert, während es in Israel 25 Angriffe auf die Gesundheitsversorgung gegeben habe.

Der israelische UN-Botschafter stellte erneut die Glaubwürdigkeit von Informationen zu Verletzten und Getöteten im Gazastreifen infrage. "Wer versorgt die UN mit diesen sogenannten Fakten? Stammen diese Informationen von unvoreingenommenen und unparteiischen Dritten?", sagte Gilad Erdan vor dem UN-Sicherheitsrat. "Die Antwort ist nein. Alle Informationen über die Situation vor Ort, die dieser Rat erhält, stammen von der Hamas und nicht von internationalen UN-Mitarbeitern in Gaza."

Quelle: ntv.de, mau/dpa/rts

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