"EU braucht Nuklearschirm" Masala: Europa auf Trump-Rückkehr völlig unvorbereitet
01.01.2024, 05:36 Uhr Artikel anhören
Militärexperte Carlo Masala warnt vor dem Wegfall amerikanischer Sicherheitsgarantien.
(Foto: IMAGO/Frank Peter)
Sollte Donald Trump ins Weiße Haus zurückkehren, sieht Carlo Masala schwarz für Europa. Der Zeitpunkt für ernsthafte Vorbereitungen sei vermutlich bereits verstrichen, bilanziert der Militärexperte. Für die Sicherheit des Kontinents fordert er konkrete Maßnahmen.
Militärexperte Carlo Masala hält Europa für weitgehend unvorbereitet auf eine Rückkehr von Donald Trump als US-Präsident. Er sehe "weder bei der Bundesregierung noch beim Rest Europas eine ernsthafte Vorbereitung darauf. Vermutlich haben wir den richtigen Zeitpunkt auch schon verpasst", sagte der Politikwissenschaftler an der Universität der Bundeswehr München den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Europa müsse die Sicherheit des Kontinents unter völlig veränderten Vorzeichen selbst gewährleisten können. "Trump würde den europäischen NATO-Staaten vermutlich sagen: Ihr müsst jetzt viel mehr Geld ausgeben, sonst entziehen wir Euch den Schutz", sagte er voraus. "Und da reden wir nicht mehr von zwei Prozent der jeweiligen Wirtschaftsleistung, sondern von deutlich mehr."
Masala bekräftigte außerdem: "Trump würde wahrscheinlich nur noch bilaterale Sicherheitsgarantien geben, aber keine mehr über das Bündnis. Unter amerikanischem Schutz stünden dann nur noch jene Staaten, die seinen Forderungen nachkommen - etwa mit Blick auf die Verteidigungsausgaben." Diejenigen europäischen Staaten, die nicht mitmachten, stünden dann ohne amerikanische Sicherheitsgarantien da. "Im Grunde wäre das Erpressung."
"Brauchen europäischen Nuklearschirm"
"Wenn die Amerikaner keinen Schutz mehr garantieren, brauchen wir einen europäischen Nuklearschirm", lautet die Forderung Masalas. Er riet zu einer Sondierung, "inwieweit Frankreich ein Interesse daran hat, dass seine nationale Atomstreitmacht auch aus anderem Geld bezahlt wird". Frankreichs Nuklearstrategie sei bislang rein national. "Vielleicht gelingt es, diese dahingehend zu verändern, dass Frankreich unter bestimmten Umständen auch bereit wäre, europäische Nachbarstaaten mit seinen Atomwaffen zu verteidigen."
Masala plädierte dafür, auch die zweite europäische Atommacht Großbritannien mit an Bord zu holen. "Die gehört zwar nicht mehr der Europäischen Union an", sagte er. "Aber für Länder wie Polen oder Rumänien dürfte die Vorstellung, allein vom französischen Atomschirm abzuhängen, inakzeptabel sein." Es werde jedenfalls keinen Atomkoffer geben, der in Brüssel lagere oder "zwischen den europäischen Hauptstädten hin- und herwandert", so Masala. Entsprechende Forderungen seien Blödsinn.
Als seine größte Sorge für das neue Jahr nannte Masala, "dass es uns nicht gelingt, eine dauerhafte Unterstützung der Ukraine zu garantieren. In diesem Fall würde sich der Aggressor Russland durchsetzen", so der Experte. Ein russischer Sieg würde Europas Sicherheit nachhaltig destabilisieren - außenpolitisch wie innenpolitisch.
Quelle: ntv.de, lno