Angriff auf NATO-Land? Mehrheit der Deutschen sieht Russland als Bedrohung
20.02.2024, 12:30 Uhr Artikel anhören
Russland habe "kein Interesse an Polen, Lettland oder irgendwo sonst", sagte Putin im Interview mit dem US-Moderator Tucker Carlson. Auch einen Angriff auf die Ukraine hatte Russland stets ausgeschlossen.
(Foto: IMAGO/SNA)
Russland wird in Deutschland mehrheitlich als Gefahr wahrgenommen. Mehr als die Hälfte der Bundesbürger hält einen russischen Angriff auf einen NATO-Staat für möglich. Noch deutlich mehr Deutsche sind für hohe oder höhere Verteidigungsausgaben.
Nach zwei Jahren des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und einer stetigen Kriegsrhetorik aus dem Kreml gegen den Westen hält eine Mehrheit der Deutschen Russland für eine militärische Bedrohung. Auf die Frage, ob man es für möglich halte, dass Russland in den nächsten Jahren ein Land der NATO angreift, antworten 58 Prozent der Deutschen mit Ja, ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für das RTL/ntv-Trendbarometer. 38 Prozent sagen, sie hielten das für ausgeschlossen.
Auch in Ostdeutschland hält eine Mehrheit einen russischen Angriff auf ein NATO-Land für denkbar. Dies sagen dort 51 Prozent. 43 Prozent der Ostdeutschen halten es nicht für möglich, dass Russland die NATO angreift. Unter den Westdeutschen sagen 59 Prozent, ein russischer Angriff sei möglich.
Größer sind die Unterschiede, wenn man die Deutschen nach ihren Wahlabsichten gruppiert. Vor allem die Anhänger der Grünen halten einen russischen Angriff auf ein NATO-Land für denkbar, gefolgt von den Anhängern der FDP und denen der CDU/CSU. Knapp dahinter liegen die Anhänger der SPD. Nur die Wähler von AfD und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) halten einen russischen Angriff auf ein NATO-Land mehrheitlich für ausgeschlossen.
Zugleich glaubt nur eine Minderheit von 27 Prozent der Deutschen, dass die Bundeswehr in fünf Jahren im Falle eines militärischen Angriffs "kriegstüchtig" wäre. 68 Prozent glauben das nicht.
Mehrheit der Deutschen für hohe Militärausgaben
Die beiden Umfragen dürften erklären, warum eine große Mehrheit der Deutschen dafür ist, die Ausgaben fürs Militär auf hohem Niveau zu verstetigen oder sogar noch weiter zu erhöhen. Wie eine Forsa-Umfrage für den "Stern" ergab, sind 46 Prozent der Bürger dafür, auch in den nächsten Jahren zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für Verteidigung aufzuwenden. 35 Prozent sprechen sich sogar dafür aus, die Ausgaben zu noch stärker steigern. Lediglich 17 Prozent plädieren für eine Senkung des Wehretats.
In der vergangenen Woche hatte die Bundesregierung zum ersten Mal seit vielen Jahren die Einhaltung des Zwei-Prozent-Ziels an die NATO melden können. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte die Deutschen bei der Münchner Sicherheitskonferenz darauf eingestimmt, dass die Bundesrepublik auch nach dem Auslaufen des Sondervermögens für die Bundeswehr dauerhaft mehr Geld für die Verteidigung ausgeben müsse: "Geld, das wir jetzt und in Zukunft für unsere Sicherheit ausgeben, fehlt uns an anderer Stelle", so Scholz. "Das spüren wir. Ich sage aber auch: Ohne Sicherheit ist alles andere nichts."
Die Daten zu Einschätzungen zur Gefahr eines Angriffs durch Russland und zur "Kriegstüchtigkeit" der Bundeswehr wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland zwischen dem 16. und 19. Februar erhoben. Datenbasis: 1001 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 3 Prozentpunkte.
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Forsa-Umfragen im Auftrag von RTL Deutschland.
Quelle: ntv.de, hvo