Politik

Entspannungsoffensive Merkel lobt China

Bundeskanzlerin Angela Merkel bemüht sich um eine Entspannung in den deutsch-chinesischen Beziehungen. Anderthalb Wochen nach ihrem von Peking heftig kritisierten Treffen mit dem Dalai Lama sagte sie der Wochenzeitschrift "Die Zeit", China werde "ein zunehmend wichtiger Partner, wenn es darum geht, Beiträge zu Konfliktlösungen zu leisten". Sie sei sicher, dass China in diese Verantwortung hineinwachse. "Wer ökonomisch eine solch wichtige Rolle spielt wie China, der hat ein gewachsenes Gewicht, das dazu führt, dass er auch politisch mehr Verantwortung übernimmt", sagte die Kanzlerin in dem Interview.

Peking hatte das Treffen Merkels mit dem Dalai Lama im Berliner Kanzleramt als grobe Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas gewertet. Zudem habe der Empfang des geistlichen Oberhaupts der Tibeter auch "ernsthaft die Gefühle des chinesischen Volkes verletzt und die chinesisch-deutschen Beziehungen untergraben". China hatte daraufhin ein Treffen auf Ministerebene im sogenannten deutsch-chinesischen Rechtsstaatsdialog in München abgesagt und eine Begegnung der Außenminister beider Länder am Rande der UN-Vollversammlung in New York um mehrere Tage verschoben.

Merkel wies China in dem Interview eine Schlüsselrolle bei der Entschärfung der Krise in Birma zu und appellierte an die chinesische Regierung, zur Entschärfung der Krise in Birma beizutragen. "Ich hoffe, dass China seinen Einfluss in Birma nutzt, damit die notwendigen Bedingungen für ein gewaltfreies Demonstrieren und eine demokratische Entwicklung entstehen können", sagte die Kanzlerin. Sie sei sicher, dass China in diese Verantwortung hineinwachsen werde, sagte die Kanzlerin. Das Land habe "beträchtliche Verantwortung übernommen bei der Lösung des Nordkoreakonflikts und eine, wie ich finde, positive Rolle gespielt".

Im Zusammenhang mit dem starken wirtschaftlichen Engagement Chinas in Afrika rief Merkel Europa dazu auf, seine Entscheidungsprozesse zu überdenken: "Ich glaube, dass unsere afrikanischen Partner die über lange Jahre gewachsene Entwicklungszusammenarbeit mit ihren europäischen Nachbarn schätzen, aber aus Sicht vieler afrikanischer Staaten entscheidet China oft effizienter, als das die Europäer tun." China habe deshalb mit seinem Engagement dort einen Vorteil. "Mit diesem Faktor Geschwindigkeit müssen wir uns auseinandersetzen." Es müsse geprüft werden, "ob jede bürokratische Ausschreibungsfrist für eine Straße bei uns so aufrechterhalten bleiben kann".

Quelle: ntv.de

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