Eklat um Beutekunst abgesagt Merkel und Putin können Krise lösen
21.06.2013, 16:46 Uhr
Merkel nahm erstmals an dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg teil.
(Foto: AP)
Russlands Staatschef Putin und Bundeskanzlerin Merkel gehen nach der Absage am Morgen nun doch gemeinsam am Abend zur Beutekunst-Ausstellung in St. Petersburg. In einem "direkten Gespräch" zwischen Merkel und Putin können offenbar Unstimmigkeiten ausgeräumt werden, die zunächst zur Absage des Treffens geführt hatten.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Putin w ollen nun doch gemeinsam eine Ausstellung in St. Petersburg eröffnen. Ein "direktes Gespräch" mit Putin habe dazu geführt, dass sie die zuvor verkündete Absage des gemeinsamen Besuchs revidiert werde, sagte Merkel bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Putin in St. Petersburg. Beide Politiker kündigten für den Abend eine Stellungnahme an. "Es ist eine wichtige Ausstellung", sagte Merkel. "Wir werden dazu noch einmal Stellung nehmen." Putin sagte: "Eine sehr heikle Frage für die Gesellschaften beider Länder. Wir müssen nach Lösungen suchen, nicht das Thema aufblasen. Wir dürfen nicht gegeneinander aufrechnen, sondern sollten den Weg der Kunstexperten gehen."
Die Absage des Besuchs war zuvor als Eklat gewertet worden. Hintergrund war der deutsch-russische Streit über sogenannte Beutekunst aus dem Zweiten Weltkrieg. Nach deutschen Regierungsangaben hatte es der russischen Seite nicht gepasst, dass Merkel in ihrer Ansprache auf den Streit eingehen wollte. Der Termin zur Eröffnung der Schau "Bronzezeit - Europa ohne Grenzen" in der Eremitage war daraufhin aus dem offiziellen Reiseprogramm der Kanzlerin gestrichen worden. Nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, dies sei von beiden Seiten entschieden worden.
Gemeinsame Ausstellung, Streit um Exponate

Ein Stabdolch aus dem zweiten Jahrtausend v.Chr., gefunden in Berlin-Schmöckwitz. Seit 1945 lagert der Dolch im Moskauer Puschkin-Museum, bis 1945 befand er sich im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin.
(Foto: © Staatliches Puschkin Museum de)
In der Ausstellung sind auch etwa 600 Objekte zu sehen, die sowjetische Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg nach Moskau gebracht hatten, darunter der Goldschatz von Eberswalde. Deutschland hatte in der Vergangenheit mehrfach die Rückgabe der sogenannten Beutekunst gefordert. Russland dagegen macht deutlich, dass die Schätze mit dem Blut seiner Soldaten bezahlt worden seien.
Die Ausstellung ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen der Eremitage und Museen in Moskau und Berlin anlässlich des derzeit laufenden deutsch-russischen Jahres. Laut der beteiligten Stiftung Preußischer Kulturbesitz wird dabei mit insgesamt mehr als 1700 Objekten aus allen beteiligten Museen das Bild der Bronzezeit nachgezeichnet.
Merkel nahm erstmals am Wirtschaftsforum in St. Petersburg teil. Geplant waren neben einer öffentlichen Podiumsdiskussion mit dem russischen Präsidenten bilaterale Gespräche. Anschließend nehmen Putin und Merkel auf einem Schiff an einem Abendessen teil und eröffnen nun doch gemeinsam die Ausstellung in der Eremitage. Erst danach reist die Kanzlerin nach Berlin zurück.
Quelle: ntv.de, rts/AFP/dpa