Schwere Attacke auf Jarowa Mindestens 20 tote Zivilisten bei russischem Bombenangriff
09.09.2025, 13:22 Uhr Artikel anhören
Ukrainische Soldaten bei Lyman. Das befindet sich in der Nähe des jetzt attackierten Jarowa.
(Foto: picture alliance / Anadolu)
Die Ukraine wirft Russland immer wieder Angriffe auf die Zivilbevölkerung vor, der Kreml bestreitet dies. Nun trifft eine russische Bombe eine kleine Ortschaft in Donezk. Dort sollen Menschen für die Auszahlung ihrer Rente angestanden haben. Behörden befürchten deutlich mehr als 20 Tote.
Bei einem russischen Angriff sind nach Behördenangaben aus Kiew mehr als 20 Zivilisten im Osten der Ukraine ums Leben gekommen. Die Menschen hätten nach ihrer Rente angestanden, als die gelenkte Fliegerbombe eingeschlagen sei, schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unter anderem auf X. Er forderte eine scharfe Reaktion der internationalen Gemeinschaft.
Der von Kiew eingesetzte Militärgouverneur Wadym Filaschkin schrieb von 21 Toten und ebenso vielen Verletzten. Die Zahl der Opfer könnte demnach weiter steigen. Die Rettungskräfte seien noch im Einsatz, schrieb Filaschkin. Er rief die Anwohner zur Evakuierung auf. Sie sollten in sicherere Regionen fliehen.
Der Vorfall ereignete sich demnach in der Ortschaft Jarowa, nördlich des von ukrainischen Truppen gehaltenen Ballungsraums Slowjansk und Kramatorsk. Jarowa liegt am Fluss Siwerskyj Donez nahe der Front. Die russischen Truppen sind in dem Gebiet nur noch wenige Kilometer entfernt. Ziel der dortigen russischen Offensive ist die nahegelegene Stadt Lyman.
Menschen müssen Rente persönlich abholen
Auf dem von Selenskyj veröffentlichten Video sind zahlreiche Leichen zu sehen. Uniformierte sind nicht unter den gezeigten Opfern. Die Menschen sollen auf ihre Rente gewartet haben. Im Osten der Ukraine ist die Infrastruktur - wie Banken - vielerorts zerstört, sodass die Rentner das Geld persönlich in bar abholen müssen.
"Solche Schläge Russlands dürfen auf keinen Fall ohne eine entsprechende Reaktion der Welt bleiben", schrieb der Präsident. Russland werde weiter töten, wenn ihm nicht Einhalt geboten werde. Selenskyj wandte sich explizit auch an die USA mit der Forderung nach schärferen Sanktionen. "Brutaler russischer Luftangriff auf die ländliche Siedlung Jarowa in der Region Donezk. Direkt auf die Menschen. Einfache Zivilisten", erklärte Selenskyj.
US-Präsident Donald Trump sieht sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger Joe Biden als Mittler in dem Konflikt. Doch trotz seit März anhaltender Schlichtungsversuche und selbst eines Treffens zwischen Trump und Kremlchef Wladimir Putin sind die Aussichten auf eine friedliche Lösung im Ukraine-Krieg trüb. Putin hat Forderungen nach einem bedingungslosen Waffenstillstand zurückgewiesen.
Ukraine Luftangriffen teils ausgeliefert
Auch ein Treffen mit Selenskyj über eine Beendigung des Kriegs verband er mit Forderungen. So solle der Ukrainer nach Moskau kommen, wenn er mit ihm reden wolle. Von der Ukraine fordert Moskau den Verzicht auf den Nato-Beitritt und die Aufgabe mehrerer Gebiete, darunter auch das Gebiet Donezk, wo nun die Bombe eingeschlagen ist. Moskau begründet seinen Krieg mit dem Schutz der dort lebenden Bevölkerung.
Russland führt seit mehr als dreieinhalb Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Zuletzt hat die russische Armee Luftangriffe wieder verstärkt und setzt Hunderte Drohnen sowie Raketen und Marschflugkörper ein. Gegen die Fliegerbomben, die von russischen Jets noch im eigenen Luftraum dicht an der Front abgeworfen werden, hat die Ukraine kaum ein Abwehrmittel. Ihre Luftwaffe hat zu wenige Flugzeuge, um Luftkämpfe zu riskieren.
Quelle: ntv.de, als/dpa