Darfur-Einsatz belastet Missbrauchsvorwürfe gegen UN
03.01.2007, 09:11 UhrSoldaten und zivile Mitarbeiter der Vereinten Nationen sollen einem Pressebericht zufolge im Süden Sudans Kinder sexuell missbraucht haben. Der Londoner "Daily Telegraph" berichtete in seiner Online-Ausgabe, in der Stadt Juba im Südsudan hätten rund 20 Opfer berichtet, sie seien missbraucht worden. Die UN-Zentrale in New York nahm zunächst zu dem Artikel nicht Stellung. Die Vorwürfe sind insbesondere auch deshalb brisant, weil sich der neue UN-Generalsekretär Ban Ki Moon auch für eine Stationierung von UN-Soldaten in der westsudanesischen Krisenregion Darfur einsetzt. Im Südsudan sind UN-Soldaten bereits seit Anfangs 2005 im Einsatz. Sie sollen dort ein Friedensabkommen absichern, das nach dem Ende des 21-jährigen Bürgerkrieges in der Region geschlossen wurde.
Laut "Daily Telegraph" hat es bereits kurz nach der Ankunft der Soldaten Hinweise auf einzelne Missbrauchsfälle gegeben. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef habe einen internen Bericht verfasst, in dem das Problem zur Sprache komme. Dennoch seien die UN bislang nicht an die Öffentlichkeit damit gegangen. Nach Informationen der Zeitung verfügt die sudanesische Regierung zudem über Videomaterial, auf dem UN-Mitarbeiter beim Sex mit jungen Mädchen zu sehen sein sollen.
Die in der Presse erhobenen Missbrauchsvorwürfe gegen UN-Mitarbeiter drohen nun auch die auf Hochtouren laufenden Bemühungen der UN um einen Einsatz in Darfur zu belasten. Ban will die Krise in der westsudanesischen Bürgerkriegsregion vorrangig behandeln. Dazu will er am Mittwoch seinen Sondergesandten, den Schweden Jan Eliasson, treffen. Zudem will Ban Ende Januar zum Gipfel der Afrikanischen Union (AU) in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba reisen. Dort ist auch ein Gespräch mit dem sudanesischen Präsidenten Omar Hassan al-Baschir geplant. Bans Vorgänger Kofi Annan hatte sich vergeblich um die Zustimmung des Sudan für die Entsendung von UN-Friedenstruppen nach Darfur bemüht. Die Regierung in Khartum hat den UN Einmischung in die inneren Angelegenheiten vorgeworfen.
Die UN sind bei ihrem zahlreichen Friedenseinsätzen rund um den Globus in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder mit Missbrauchsvorwürfen gegen UN-Soldaten konfrontiert worden. In den vergangenen zwei Jahren war das Problem besonders in der Demokratischen Republik Kongo in den Mittelpunkt gerückt, wo 17.000 UN-Soldaten stationiert sind. Die UN gingen dabei konsequent gegen Sextäter in den eigenen Reihen vor. Laut einer UN-Statistik vom November haben die Vereinten Nationen seit Januar 2004 Ermittlungen wegen Missbrauchsvorwürfen gegen insgesamt 319 Mitarbeiter oder Soldaten bei UN-Einsätzen weltweit eingeleitet.
Quelle: ntv.de