Politik

Regeln werden immer strenger London: Russland fürchtet Flucht unzufriedener Staatsdiener

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Der Kreml hat mit seinem Krieg den demografischen Abstiegskurs noch weiter befeuert.

(Foto: picture alliance / pressefoto_korb)

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Ein diktatorisches System, der Angriff auf die Ukraine und Einberufungen in den Krieg: Gründe, aus Russland zu fliehen, gibt es viele - besonders für Männer. Das weiß auch der Kreml und hat laut britischem Geheimdienst die Reisebeschränkungen für Beamte immer weiter verschärft.

Es sind Relikte aus der Sowjetzeit, die auch ehemalige Bewohner der DDR noch gut in Erinnerung haben: Ausreisebeschränkungen aus Angst vor Flucht und Abwanderung von Wissen über das System. Seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine unterliegen russische Beamte und Angestellte laut britischem Geheimdienst immer strengeren Regelungen. Urlaub und Erholung im Ausland? Für diejenigen, die dem Machtzentrum des Kremls nahestehen, soll das laut London untersagt sein.

Wie es in dem täglichen Geheimdienst-Update aus der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs heißt, mussten einige Staatsdiener wahrscheinlich sogar ihre Pässe an den Föderalen Sicherheitsdienst abgeben. Kremlbeamten sollen internationale Freizeitreisen untersagt sein. Präsident Putin habe die bestehenden Maßnahmen aus der Sowjetzeit ausgeweitet und bereits nach der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 verschärft.

Der Kreml fürchte sich vor der Flucht oder dem Überlaufen von zunehmend unzufriedenen Beamten. "Es besteht die Möglichkeit, dass zur weiteren Absicherung des russischen Staates die Reisebeschränkungen für eine wachsende Zahl von Mitarbeitern im öffentlichen Dienst weiter verschärft werden", heißt es vom britischen Geheimdienst.

Angst vor Einberufung treibt russische Männer ins Ausland

Ende Oktober letzten Jahres berichtete das Portal "Wjorstka", dass sich in einigen Abteilungen der Moskauer Stadtverwaltung die Zahl der männlichen Mitarbeiter, die Russland verlassen haben sollen, "auf 20 bis 30 Prozent aller Angestellten" belaufe. Hintergrund dessen soll vor allem die Angst vor Einberufung gewesen sein, die sich jedoch besonders auf untere Verwaltungsebenen bezogen haben soll, wo viele Beamte keinen Schutz vor der Einberufung als "unabkömmliche" Kader bekämen.

Vor allem junge Männer sollen Russland seit dem Beginn der Invasion verlassen haben - viele von ihnen sterben zudem an der Front. Dabei befand sich Putins Reich auch vorher schon auf einem demografischen Abstiegskurs: Seit Jahren schrumpft die russische Bevölkerung. Ein Trend, den der Ukraine-Krieg noch verstärkt: Allein im ersten Halbjahr sind dem Land 480.000 Menschen verloren gegangen. Die Bevölkerungszahl ist laut der russischen Statistikbehörde Rosstat auf 146,1 Millionen gesunken. Auch die Prognosen sehen nicht gut aus: Die russische Bevölkerung wird in den nächsten 28 Jahren - bis 2050 - auf 130 bis 140 Millionen Einwohner schrumpfen.

(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 15. März 2023 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, rog

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