Teilschuld an Massaker Niederlande müssen für Srebrenica zahlen
27.06.2017, 13:48 Uhr
Eine Bosnierin trauert auf dem Friedhof um die Opfer von Srebrenica.
(Foto: picture alliance / dpa)
Rund 8000 Jungen und Männer starben 1995 beim Massaker von Srebrenica. Niederländische UN-Truppen hätten sie beschützen sollen, doch leisteten sie den bosnischen Serben keinen Widerstand. Damit ignorierten sie ein "reales Risiko", meint ein Gericht.
Der niederländische Staat ist einem Gerichtsurteil zufolge mitverantwortlich für Todesopfer beim Massaker im bosnischen Srebrenica vom Juli 1995. Ein Berufungsgericht in Den Haag befand, dass der niederländische Staat damals "illegal handelte". Der Staat muss den Opferfamilien nun eine Teil-Entschädigung zahlen.
Die niederländischen UN-Blauhelmsoldaten hätten es für die bosnischen Serben einfacher gemacht, die muslimischen Männer und Jungen zu trennen, obwohl sie gewusst haben müssten, dass "ein reales Risiko für unmenschliche Behandlung oder Hinrichtung" bestanden habe, urteilte Richterin Gepke Dulek.
Als die Milizen am Nachmittag des 13. Juli 1995 in das Lager im Osten Bosniens einrückten, leistete die schlecht ausgerüstete, niederländische UN-Truppe Dutchbat keinen Widerstand. Einem UN-Bericht zufolge überließ sie alle Beobachtungsposten und Sperranlagen widerstandslos den bosnischen Serben.
Konkret ging es in dem Urteil um eine Mitverantwortung für den Tod von rund 350 Jungen und Männern. Insgesamt wurden in Srebrenica rund 8000 muslimische Jungen und Männer von bosnischen Serben ermordet. Das Massaker gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und wurde als Völkermord eingestuft.
"Unrealistische Mission"
Auch die Soldaten verlangen vom niederländischen Staat eine Entschädigung für ihren Einsatz in Bosnien. Seine 206 Mandanten verlangten jeweils 22.000 Euro, sagte der Anwalt Michael Ruperti. Die Gesamtforderung würde sich damit auf rund 4,5 Millionen Euro belaufen. Die betroffenen Ex-Blauhelme erlitten noch immer Nachteile in allen Lebensbereichen, sagte der Anwalt. "Sie glauben, dass das Verteidigungsministerium dafür verantwortlich gemacht werden sollte."
Bei ihrer Forderung berufen sich die Soldaten auf Aussagen der niederländischen Verteidigungsministerin Jeanine Hennis-Plasschaert aus dem vergangenen Jahr. Sie hatte eingeräumt, dass die Blauhelme "ohne angemessene Vorbereitung" nach Bosnien geschickt worden seien. Es sei eine "unrealistische Mission unter unmöglichen Umständen" gewesen.
Quelle: ntv.de, chr/AFP