Politik

Bundeswehr-Rettungsflüge enden Noch ein Tag, höchstens zwei

Wohl noch vor dem Wochenende hebt der letzte deutsche Rettungsflieger in Kabul ab, um Menschen ins Ausland zu bringen.

Wohl noch vor dem Wochenende hebt der letzte deutsche Rettungsflieger in Kabul ab, um Menschen ins Ausland zu bringen.

(Foto: picture alliance/dpa/Bundeswehr)

Kommenden Dienstag verlässt das US-Militär Afghanistan - die Truppen anderer Länder werden dann bereits abgerückt sein. Damit gibt es absehbar wohl nur noch eine Handvoll deutscher Rettungsflüge. Doch auch nach dem Ende der Evakuierungen will sich die Bundesregierung um Ortskräfte kümmern.

Die Rettung schutzbedürftiger Menschen aus Afghanistan wird zunehmend zum Rennen gegen die Zeit. Nach Informationen von ntv.de endet die Luftbrücke der Bundeswehr am Freitag. Anschließend müssen die eigenen Soldaten heimgebracht werden, hieß es aus Kreisen. Andere Medien dagegen berichten unter Berufung auf Insider, dass die Flüge bereits am morgigen Donnerstag enden würden. Einer der Gründe: die sich permanent zuspitzende Sicherheitslage. So warnte die deutsche Botschaft in der afghanischen Hauptstadt vor Schießereien und Terroranschlägen am Flughafen. Zudem beginnen die USA mit dem Abzug ihres Militärs, ohne dessen Schutz weitere Flüge undenkbar sind. Die Türkei, deren Soldaten ebenfalls den Flughafen sicherten, hat auch begonnen, ihre Truppen abzuziehen.

"Es kommt sehr häufig zu gefährlichen Situationen und bewaffneten Auseinandersetzungen an den Gates. Dazu kommen aktuelle Terrorwarnungen", heißt es in dem Botschaftsschreiben an deutsche Staatsbürger. Der Zugang zum Flughafen sei kaum noch möglich. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte, die Sicherheitslage habe sich in den vergangenen Tagen deutlich verschärft, die Angst vor terroristischen Anschlägen nehme zu. Die Bundeswehr berichtet seit Dienstag, dass zunehmend potenzielle Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) in Kabul unterwegs seien.

Taliban sichern Ausreise zu

Unterdessen haben die Taliban nach Angaben des deutschen Afghanistan-Botschafters Markus Potzel zugesagt, auch nach dem vollständigen Abzug der internationalen Truppen weiter Afghanen aus dem Land ausreisen zu lassen. Der Taliban-Chefunterhändler Scher Mohammed Abbas Staniksai habe zugesichert, Afghanen könnten das Land auch nach dem 31. August mit kommerziellen Flügen verlassen, schrieb der zu Verhandlungen nach Doha entsandte Botschafter Potzel auf Twitter. Voraussetzung seien allerdings "gültige Dokumente".

US-Präsident Joe Biden hatte jüngst noch einmal sein Festhalten am Abschluss des Truppenabzugs bis Dienstag kommender Woche bekräftigt. "Je eher, desto besser. Jeder weitere Tag im Einsatz bringt zusätzliches Risiko für unsere Soldaten", sagte Biden. Bislang brachten das US-Militär und alliierte Truppen nach US-Angaben mehr als 82.300 Menschen aus Kabul in Sicherheit. Die Bundeswehr flog davon nach Angaben vom Mittwochabend mehr als 5000 Menschen aus dem Land. Nach Angaben des Auswärtigen Amts halten sich noch mehr als 200 deutsche Staatsbürger in Kabul auf.

AKK: Versuchen bis zum Schluss alles

Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer betonte, dass trotz des US-Abzugsdatums am 31. August alles versucht werde, "bis wirklich zur letzten Sekunde und mit dem letzten Flieger auch zu evakuierende Personen mitzunehmen". Nach ntv-Informationen sind bislang vor allem Ortskräfte der Bundeswehr und der Botschaft gerettet worden. Helfer von Nichtregierungsorganisationen und Stiftungen sind zum größten Teil noch in Kabul.

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Kramp-Karrenbauer versprach, Deutschland werde sich auch nach dem US-Abzug weiter um die Ortskräfte kümmern, die es nicht in einen der Flugzeuge geschafft hätten. Wann der Zeitpunkt des letzten Evakuierungsfluges gekommen ist, sagte die Ministerin aus Sicherheitsgründen nicht. Das Datum sei abhängig von der internationalen Koordination und der Sicherheitslage. Bundeskanzlerin Angela Merkel hob in ihrer Regierungserklärung hervor, dass die Flüge "so lange wie möglich" fortgesetzt würden.

Damit die USA ihre Truppen, Hunderte US-Beamte sowie afghanische Helfer und Material wie geplant bis kommenden Dienstag abziehen können, wird der Einsatz am Flughafen Kabul schon Tage vorher heruntergefahren werden müssen - mit entsprechenden Folgen für den Flugbetrieb und Startgenehmigungen für die Maschinen anderer Länder. Frankreich hatte bereits mitgeteilt, dass die französischen Rettungsflüge am Donnerstagabend eingestellt werden, falls die USA an ihrem Abzugsdatum 31. August festhalten.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa

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