Norbert Röttgen im "Frühstart" "Not kennt nur ein Gebot, nämlich Hilfe"
07.02.2023, 10:40 UhrPolitische Differenzen spielten angesichts von Katastrophen wie in der Türkei keine Rolle, sagt CDU-Außenpolitiker Röttgen im "ntv Frühstart". In der Ukraine sieht er eine Pattsituation aufziehen und damit ein langes Blutvergießen.
Nach Ansicht des CDU-Außenpolitikers Norbert Röttgen spielen politische Differenzen angesichts von Naturkatastrophen wie die in der Türkei keine Rolle. "Not kennt nur ein Gebot, nämlich Hilfe", sagt Röttgen im "Frühstart" von ntv. "Dieses Leid macht alle Menschen gleich und verdrängt Politik und verdrängt Ideologie und alles, was sonst im Alltag eine Rolle spielt." Jetzt gehe es darum, Menschen zu retten. "Das überschreitet hier die Grenzen." Selbst Griechenland habe trotz der traditionell starken historischen Konflikte mit der Türkei Hilfe angeboten - und auch die Ukraine. "Dass sie selbst in der eigenen Not als Kriegsopfer-Land nicht den Blick verschließt für die Not anderer, das, finde ich, ist großartig."
In der Ukraine selbst droht nach den Worten Röttgens gegenwärtig eine Pattsituation. "In Bachmut und in der Region sterben Hunderte von Soldaten, jeden Tag allein auf russischer Seite, aber auch eine große Zahl von ukrainischen Soldaten, die fallen", so Röttgen. "Und es wird ein Straßenzug gewonnen, ohne strategische Bedeutung." Wenn es zu einem Stellungskrieg komme, dann sei mit einem langen Krieg und hohem Blutvergießen zu rechnen. "Und es ist aus meiner Sicht ein weiterer Grund dafür, dass wir die Ukraine mehr unterstützen müssen." Nur wenn die Ukraine erfolgreich sei, habe der Frieden eine Chance.
Röttgen wirft Baerbock Versagen vor
Im Umgang mit dem Iran habe der Westen und mit ihm die deutsche Außenministerin versagt. Der Iran sei "die Bewährungsprobe für ihren Anspruch feministischer Außenpolitik", sagte Röttgen. Doch Annalena Baerbock schrecke davor zurück, die islamischen Revolutionsgarden auf die Terrorliste zu setzen. "Das würde heißen, mit diesem Regime gibt es keine Zukunft mehr", so der CDU-Außenpolitiker weiter. "Hier ist ein Entweder-oder, entweder das Mullah-Regime oder die Freiheit des Iran. Und wir stehen nicht eindeutig und klar und entschieden auf der richtigen Seite der Geschichte. Ich bin darüber wirklich traurig, dass dieses Versagen Europas hier festzustellen ist, und die Menschen dort auf die Straße gehen, gefoltert werden, hingerichtet werden, eingesperrt werden."
Der mutmaßliche chinesische Spionageballon hat nach Meinung Röttgens nicht das Potenzial für einen weitreichenden Konflikt. Peking und Washington bewältigten den Vorgang "in gesichtswahrender Weise". Beide Seiten wüssten aus Tradition, dass sie heftig gegeneinander Spionage betrieben. "Es gibt immer nur ein Problem, wenn es öffentlich wird", so Röttgen lapidar. "Ich glaube, sie managen diesen Konflikt ganz professionell." Es sei offenkundig eine Panne passiert auf chinesischer Seite, aber man könne damit umgehen und auch wieder miteinander reden.
Quelle: ntv.de, cwi