Politik

Gebunden an die Lebenserwartung OECD empfiehlt spätere Rente

Die Menschen werden immer älter - und müssen nach Ansicht der OECD in Zukunft deutlich später in Rente gehen. Auch die private Vorsorge muss einfacher werden. Nur so kann ein Kollaps der Rentensysteme gestoppt werden, heißt es in einem neuen Bericht

Immer weniger müssen die Rente für immer mehr bezahlen - das System droht zu kippen.

Immer weniger müssen die Rente für immer mehr bezahlen - das System droht zu kippen.

Die Menschen in den Industrieländern sollten nach Ansicht der OECD länger arbeiten. Wegen der steigenden Lebenserwartung müssten Regierungen das Renteneintrittsalter schrittweise erhöhen, um die Finanzierung der sozialen Systeme zu sichern, forderte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem Rentenausblick 2012. In 28 der 34 OECD-Länder sei eine Anhebung bereits beschlossen oder geplant. Dies halte jedoch oft nicht mit dem Altern der Gesellschaft Schritt. "Die Regierungen sollten daher erwägen, das Renteneintrittsalter formell an die Lebenserwartung zu koppeln, wie dies in Dänemark und Italien bereits der Fall ist." Zudem sollte die private Altersvorsorge stärker gefördert werden.

"Auch wenn diese Reformen manchmal unpopulär sind und wehtun, können sie in einer Zeit knapper öffentlicher Finanzen und begrenzter Spielräume bei der Fiskal- und Geldpolitik auch dazu dienen, das dringend benötigte Wachstum in alternden Volkswirtschaften voranzutreiben", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurria. In den entwickelten Volkswirtschaften werde in den nächsten 50 Jahren die Lebenserwartung bei der Geburt voraussichtlich um 1,7 Monate pro Jahr steigen - also alle sieben Jahre um ein zusätzliches Jahr. "Ältere Menschen sollten nicht davon abgehalten werden, über das traditionelle Renteneintrittsalter hinaus zu arbeiten", betonte Gurria. "Dann können auch unsere Kinder und Enkelkinder am Ende ihres Arbeitslebens eine angemessene Rente genießen."

Altersarmut droht

Die Rentenreformen der vergangenen zehn Jahre führten laut OECD in vielen Ländern zu einer Kürzung der staatlichen Rentenzusagen, meist um ein Fünftel bis ein Viertel. Im Durchschnitt der OECD-Staaten können Personen, die heute zu arbeiten beginnen, eine staatliche Nettorente in Höhe von rund der Hälfte ihres Nettoverdiensts erwarten, wenn sie im Regelrentenalter in Ruhestand gehen. "Allerdings können Rentner in fast allen 13 Ländern, in denen die private Altersvorsorge obligatorisch ist, Leistungen von rund 60 Prozent ihres Einkommens erwarten", betonte die OECD.

In Ländern, in denen staatliche Renten relativ niedrig und die private Altersvorsorge nur freiwillig seien, wie in Deutschland, Japan und den USA, müssten große Teile der Bevölkerung mit starken Einkommenseinbußen im Ruhestand rechnen. Dies könne zu einer deutlich stärkeren Altersarmut führen. "Ein späterer Renteneintritt und besserer Zugang zu privaten Renten könnte der Schlüssel sein, um diese Versorgungslücke zu schließen."

Eine Pflicht zu privater Rentenvorsorge sei aber keinesfalls für alle Länder die richtige Lösung. Vor allem Geringverdiener könnten dadurch benachteiligt werden und die Regelung als eine Art zusätzliche Steuer empfinden. Alternativ könnten Regierungen zum Beispiel Zuschüsse einführen, die Anreize zum Sparen bieten.

Während in Deutschland das Renteneintrittsalter schrittweise von 65 auf 67 Jahre erhöht wird, hat die neue französische Regierung die Reformen teilweise wieder zurückgenommen. Nach dem Wahlsieg von Präsident Francois Hollande wurde das Renteneintrittsalter für Beschäftigte, die 41 Jahre in die Rentenkassen eingezahlt haben, wieder von 62 auf 60 Jahr gesenkt.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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