"USA nicht im Krieg mit dem Islam" Obama in der Türkei
06.04.2009, 15:57 UhrUS-Präsident Barack Obama sucht einen "neuen Dialog" mit der islamischen Welt: "Lasst mich das so klar wie nur möglich sagen, die USA sind nicht in einem Krieg mit dem Islam, und werden es nie sein", sagte Obama vor dem türkischen Parlament in Ankara. Er setzte sich für mehr Partnerschaft zwischen dem Westen und der islamischen Welt ein und kündigte neue US-Initiativen an, um die wirtschaftlichen und kulturellen Bande zwischen mit der islamischen Welt zu verstärken.
Zwischen den USA und der Türkei wie zu vielen Teilen der islamischen Welt habe es in den vergangenen Jahren manche Differenzen und eine Belastung des Vertrauensverhältnisses gegeben, gestand Obama ein. Zwar gebe es die Gemeinsamkeit, dass alle von Extremisten und Terroristen wie dem Terrornetz Al Kaida bedroht seien. "Aber das Verhältnis der USA zur islamischen Welt kann nicht allein auf der gemeinsamen Gegnerschaft zu Al Kaida begründet sein", betonte der US- Präsident.
Die USA suchten auf vielen Gebieten die verstärkte Zusammenarbeit, die auf gemeinsame Interessen und gegenseitigen Respekt begründet sei. "Wir hören aufmerksam zu, wir beseitigen Missverständnisse und suchen gemeinsamen Boden", sagte Obama. Er betonte seine "tiefe Wertschätzung für den islamischen Glauben", der so vieles in den vergangenen Jahrhunderten getan habe, um die Welt besser zu machen.
Obama redet EU ins Gewissen
Zudem forderte Obama erneut die Aufnahme der Türkei in die Europäische Union (EU). "Die USA unterstützen nachdrücklich die Bemühungen der Türkei, Mitglied in der EU zu werden", so Obama vor dem türkischen Parlament. Die Türkei sei stets ein entschiedener Verbündeter und ein verantwortlicher Partner in den transatlantischen Beziehungen und für die europäischen Institutionen gewesen. Die Türkei sei durch mehr als nur mit einer Brücke über den Bosporus mit Europa verbunden, meinte er. Die Türkei teile mit Europa seit Jahrhunderten eine gemeinsame Geschichte, Kultur und Wirtschaft. Europa werde mit der Vielfalt der Völker, Religionen und Traditionen nur gewinnen, nicht verlieren.
EU weitgehend unbeeindruckt
Der Ruf Obamas nach dem raschen EU-Beitritt der Türkei hat nach Einschätzung der Europäischen Kommission keinerlei Auswirkungen auf die laufenden Verhandlungen. "Es gibt nichts Neues", sagte eine Kommissionssprecherin in Brüssel. Auch die Bundesregierung geht nicht von einer raschen Entscheidung diesbezüglich aus. "Die Verhandlungen mit der Türkei dauern an, sie werden auch noch geraume Zeit benötigen", sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin. Dies könne sich über Jahre hinziehen. Weil ergebnisoffen verhandelt werde, gehe auch das Ringen um die unterschiedlichen Varianten einer Annäherung der Türkei an die Europäische Union weiter.
Bundeskanzlerin Angela Merkel setzt sich als CDU-Chefin hingegen für eine "privilegierte Partnerschaft" ein. Die Union lehnt einen Beitritt der Türkei zur EU ab. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler, sprach sich indes dafür aus. "Die Türkei gehört zur EU", sagte der SPD-Politiker.
Appell an den Iran
Obama warnte erneut vor den Nuklearbestrebungen des Irans. Der Nahe Osten leide schon genug unter Gewalt und Hass, es brauche nicht noch einen Wettlauf um die "stärksten Werkzeuge der Zerstörung". Teheran habe die Wahl zwischen einer besseren Zukunft für die Iraner oder der internationalen Isolation.
Modellpartnerschaft mit der Türkei
Die Türkei spielt nach den Worten Obamas eine wichtige Rolle als Brücke zwischen der islamischen Welt und dem Westen. Zwischen den überwiegend christlich geprägten USA und der islamischen Türkei könne es eine "Modell-Partnerschaft" geben, sagte Obama nach einem Gespräch mit dem türkischen Präsidenten Abdullah Gül. Beide Staaten sollten ihre politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit weiter vertiefen, sagte er. Obama meinte, in den bilateralen Beziehungen habe es bisher eine zu große Konzentration auf die militärische und sicherheitspolitische Zusammenarbeit gegeben.
Die USA wünschten sich türkische Hilfe bei der weiteren Stabilisierung des Iraks, das die US-Kampftruppen 2010 verlassen sollen. Schließlich seien die Türkei, der Irak und die USA gleichermaßen von Terrororganisationen bedroht. Das schließe die Al Kaida genauso ein wie die kurdische PKK. Obama versicherte der Türkei seiner Unterstützung im Kampf gegen die PKK.
Quelle: ntv.de