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Anrufe im Weißen Haus Obama mischt jetzt in Bidens Wahlkampf mit

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Waren nicht immer einer Meinung: Obama und Biden, hier 2022 im Weißen Haus.

Waren nicht immer einer Meinung: Obama und Biden, hier 2022 im Weißen Haus.

(Foto: picture alliance / abaca)

Im Weißen Haus inszenierten sich Barack Obama und Joe Biden als dicke Kumpel. Später knirschte es zwischen den beiden. Nun schaltet sich der Ex-Präsident in den Wahlkampf des Amtsinhabers ein - aus Sorge vor einer Niederlage gegen Trump.

Verloren ist die Wahl keineswegs. Angesichts steigender Umfragewerte für den amtierenden US-Präsidenten Joe Biden gibt es sogar Hoffnungsschimmer. Und doch liegt Donald Trump, Bidens Vorgänger im Weißen Haus und designierter Kandidat der Republikaner, Erhebungen zufolge in mehreren wichtigen Bundesstaaten in Führung. Ein Sieg am 5. November ist möglich.

Nun schaltet sich ein weiterer Ex-Präsident ein: Barack Obama, wie Biden Demokrat und Trumps Vorgänger im Amt, telefoniere regelmäßig mit Jeffrey D. Zients, dem Stabschef des Weißen Hauses, sowie Top-Beratern von Bidens Wahlkampagne, berichtet die "New York Times".

Wie CNN berichtet, verbrachte Obama vergangenen Freitag zudem mehrere Stunden in Bidens Esszimmer im Weißen Haus, wobei es sicher nicht nur um einen freundschaftlichen Besuch gegangen sein dürfte. Der 62-Jährige habe in den vergangenen Monaten gegenüber seinen Mitarbeitern deutlich gemacht, dass er glaubt, die Wahl werde unglaublich knapp ausfallen, zitiert der US-Sender Insider. Die Wahl 2024 sei ein Moment, in dem alle Hände gebraucht werden.

Obama habe seine Bereitschaft, seinem ehemaligen Vize bei der Wiederwahl behilflich zu sein, unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, zitiert CNN einen hochrangigen Biden-Berater: "Er hat großzügig seine Zeit geopfert und sehr deutlich gemacht, dass er sich voll und ganz auf diese Kampagne einlässt."

Videos für den Wahlkampf

Bei dem Termin sollen zudem Videos mit Obama und Biden für den Wahlkampf entstanden sein. "Wir haben die Chance, noch mehr zu erreichen. Aber das geht nur, wenn wir Joe und [Vizepräsidentin] Kamala [Harris] im November zurück ins Weiße Haus schicken", sagt Obama in einem der Videos. "Also müssen wir weiterarbeiten."

Laut "New York Times" geht es Obama aber nicht nur um eine Unterstützung für Biden, der von 2009 bis 2017 sein Vizepräsident war. Unter Berufung auf einen hochrangigen Berater Obamas schreibt die Zeitung, dass sich Obama große Sorgen mache, dass Biden - anders als noch vor vier Jahren - gegen Trump verlieren könnte.

Obama habe sich "immer" Sorgen über eine Niederlage Bidens gemacht, wird der Berater zitiert. Deshalb sei er bereit, sich an der Seite seines ehemaligen Vizepräsidenten in einer Wahl "durchzuschlagen", die in einer Handvoll Bundesstaaten knapp ausfallen könnte.

Zusammen mit Ex-Präsident Bill Clinton wollen Biden und Obama auch bei einer großen Spendengala in der Radio City Music Hall in New York auftreten. Dabei nehmen alle drei Präsidenten an einer Gesprächsrunde mit Moderator Stephen Colbert teil.

Als beide noch im Weißen Haus saßen, inszenierten sich Obama und Biden gern als Dream Team - der junge, erste schwarze Präsident von einer Elite-Uni und sein alter, erfahrener Stellvertreter, der stets ein Ohr für die Durchschnittsamerikaner hat. Das ging anfangs nicht reibungslos, doch sie wurden Freunde. Vor allem, nachdem Obama nach dem Tod von Bidens Sohn Beau eine emotionale Trauerrede hielt.

Misstrauen ist "verflogen"

Beide zeigten auch Humor, wenn sie etwa gemeinsam durch den Sitz des Präsidenten joggten oder über Obamas Zukunft nach der Präsidentschaft philosophierten. Am Ende gab es Tränen, als Obama als eine der letzten Amtshandlungen Biden damit überraschte, dass er ihm die Freiheitsmedaille des Präsidenten verlieh, die höchste zivile Auszeichnung des Landes.

Als der Vize dann aber selbst nach dem Amt des Präsidenten greifen wollte, hegte Obama Zweifel. Er traute eher Hillary Clinton einen Sieg zu und riet Biden ab. Biden trauerte damals außerdem um seinen Sohn Beau, der am 30. Mai 2015 gestorben war. Seinen eigenen Angaben zufolge hielt ihn auch das von einer Kandidatur ab. Obama stand an seiner Seite, als er im Oktober 2015 bekannt gab, nicht bei der Präsidentschaftswahl im Folgejahr anzutreten - die letztlich Clinton gegen Trump verlor. Laut "New York Times" führte Obamas fehlende Unterstützung "zu Misstrauen und dauerhaftem Unmut bei einigen von Bidens Mitarbeitern". Er habe Biden - dem sie den Sieg über Trump zugetraut hätten - ins Abseits gestellt.

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Mittlerweile sei dieses Misstrauen verflogen, zitiert die "New York Times" Mitarbeiter der beiden. Sie würden es "als dringend notwendig erachten, dass Biden Trump im November schlägt". Auch Bidens kämpferische Rede zur Lage der Nation soll dazu beigetragen haben, dass das Obama-Team Biden wieder einen Sieg zutraut. "Präsident Biden ist bereit", zitiert die Zeitung aus einer E-Mail von Obamas Alumni-Gruppe.

Ohnehin unterstützt Obama Biden, seit der seine erneute Kandidatur verkündet hat. Dazu gehören öffentliche Spendenaufrufe und laut CNN viele Gespräche, um Bedenken einiger Demokraten hinsichtlich einer zweiten Amtszeit Bidens zu zerstreuen.

Quelle: ntv.de, mli

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