Politik

Linke debattiert Bartschs Rückzug Pau warnt vor Personaldebatte

In der Linkspartei hält die Debatte über den angekündigten Rückzug von Dietmar Bartsch vom Amt des Bundesgeschäftsführers unvermindert an. Die Linke-Spitzenpolitikerin Petra Pau warnte ihre Partei davor, sich in weitere Personaldebatten zu verstricken. Die Linke solle sich auf die "wirklichen Fragen" konzentrieren. Sobald inhaltliche Differenzen über Personaldebatten ausgetragen würden, werde es "destruktiv", sagte die Bundestags-Vizepräsidentin im Deutschlandradio Kultur.

Petra Pau (2.v.l.) fordert ein Ende der Personaldebatte um Dietmar Bartsch (l).

Petra Pau (2.v.l.) fordert ein Ende der Personaldebatte um Dietmar Bartsch (l).

(Foto: REUTERS)

Bartsch, der von Fraktionschef Gregor Gysi öffentlich der Illoyalität gegenüber Parteichef Oskar Lafontaine bezichtigt worden war und daraufhin seinen Rückzug erklärt hatte, will sich auch künftig intensiv in die Programmdebatte der Linken einmischen. Zum Angebot der SPD, ihm politisches "Asyl" zu gewähren, stellte der 51-Jährige klar, dass er seine politische Heimat in der Linken sehe. Das Angebot sei völlig indiskutabel, sagte Bartsch auf einer Landesvorstandssitzung in Rostock.

Ein Wechsel Bartschs zur SPD war bei den Linken von vornherein als unwahrscheinlich angesehen worden. "Da kenne ich Dietmar Bartsch viel zu gut. Der wird dort nicht hingehen", sagte Pau. Parteivize Klaus Ernst sagte der "Passauer Neuen Presse": "Bevor Bartsch in die SPD geht, gewinnt Sigmar Gabriel einen Hundertmeterlauf."

"In höchstem Maße integrativ gewirkt"

Berlins Linke-Vorsitzender Klaus Lederer äußerte sich besorgt über das Erscheinungsbild seiner Partei. "Wir müssen aufpassen, dass wir das Vertrauen der Menschen nicht verspielen, die uns gewählt haben, um wirkungsvoll soziale Politik zu machen. Was wir ihnen derzeit bieten, wirkt eher abstoßend und trägt zur Politikverdrossenheit bei", sagte Lederer. Er bedauerte, dass Bartsch auf dem Parteitag im Mai nicht wieder antritt. "Dietmar Bartsch hat in den vergangenen Jahren viel für das Zusammenwachsen der Linken getan und dabei in höchstem Maße integrativ gewirkt."

Zugleich äußerte Lederer Respekt für die Entscheidung. "Dietmar Bartsch hat aus Sorge um die Politikfähigkeit der Linken gehandelt. Eine monatelange Debatte um seine Person hätte die Linke in eine Situation geführt, in der wir alle verlieren würden." In diesem Sinne teile er die Auffassung Gysis, dass Bartschs Rückzug politisch notwendig gewesen sei. "Besser wäre jedoch gewesen, wenn man es erst gar nicht soweit hätte kommen lassen."

Lötzsch als Nachfolgerin im Gespräch

Deutliche Kritik an Gysi übte der Landeschef der Linken in Mecklenburg-Vorpommern, Steffan Bockhahn. Es sei zwar wichtig, Führungspersönlichkeiten wie Lafontaine und Gysi zu haben, "aber wenn nicht einer dahinter den Laden zusammenhält, dann sieht man ein bisschen alt aus", sagte Bockhahn auf NDR Info. Bartsch habe diese Aufgabe großartig gelöst. Gysi habe sich mit seinen öffentlichen Vorwürfen selbst keinen Gefallen getan. Im Osten Deutschlands werde der Fraktionschef an Rückhalt in der Partei verlieren.

Nach dem Rückzug Bartschs werden der Bundestagsabgeordneten Gesine Lötzsch nach Informationen des "Berliner Kuriers" beim Parteitag im Mai die größten Aufstiegschancen eingeräumt. Der Berliner Linke-Fraktionschef Udo Wolf sagte dem Blatt: "Sie hat bereits unter Beweis gestellt, dass sie integrierend und ausgleichend wirken kann. Selbstverständlich wäre sie daher für ein Spitzenamt geeignet ­ ob als Parteivorsitzende oder Bundesgeschäftsführerin lasse ich offen." Weitere aussichtsreiche Kandidaten sind dem Bericht zufolge die bisherige Partei-Vize Katja Kipping und der Landesparteichef von Mecklenburg-Vorpommern, Bockhahn.

Quelle: ntv.de, dpa

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