"Ich bin der Demokrat" Putins Rundumschlag
02.06.2007, 18:51 UhrRusslands Präsident Wladimir Putin hat im Streit um den geplanten US-Raketenschild vor einem Atom-Konflikt gewarnt. "Die Möglichkeit zur Entfesselung eines nuklearen Konfliktes" werde durch die US-Pläne größer, sagte Putin dem "Spiegel". Die russische Regierung werde gezwungen, zu reagieren. "Die strategische Balance in der Welt wird gestört." Putin erneuerte damit seine Kritik an den USA. Unlängst erst hatte er erklärt, die USA hätten ein neues Wettrüsten begonnen.
Die US-Regierung will in Osteuropa ein Raketenabwehrsystem errichten, um sich nach eigenen Angaben vor Raketenangriffen aus Staaten wie dem Iran zu schützen. Sie hat mehrfach erklärt, dass ihre Pläne sich nicht gegen Russland richteten. Präsident George W. Bush warnte Putin am Freitag davor, die bilateralen Beziehungen durch die starke Rhetorik zu belasten.
Bundeskanzlerin Angela Merkel schlug derweil vor, Russland in das Projekt mit einzubinden. "Man könnte zum Beispiel versuchen, bestimmte technische Komponenten gemeinsam zu machen, man könnte Tests sehr transparent durchführen, Daten austauschen", sagte sie ebenfalls dem "Spiegel". Eine größere Kooperation könne Missverständnisse und Vorurteile abbauen helfen.
Auf die Position Deutschlands in dem Streit angesprochen, sagte Merkel: "Als Deutsche müssen wir ein Interesse daran haben, uns gegen Bedrohungen und Gefährdungen angemessen abzusichern."
Putin – ein echter Demokrat
Der russische Präsident kritisierte die USA und den Westen in dem Interview auch wegen der Menschenrechtslage. "In Amerika wird gefoltert, zum Beispiel in Guantnamo, in Europa geht die Polizei mit Gas gegen Demonstranten vor, manchmal sterben sogar Leute auf der Straße", sagte Putin. Er erwähnte, dass die Menschenrechtsorganisation amnesty international in ihrem Jahresbericht auch Deutschland kritisiere. Sich selbst bezeichnete Putin als echten Demokraten.
Seine Äußerungen erschienen wenige Tage vor dem G-8-Gipfel in Heiligendamm, in dessen Zusammenhang in Deutschland Politiker und Öffentlichkeit teils erbittert über Sicherheitsvorkehrungen und das Demonstrationsrecht diskutieren.
Auf die Menschenrechtslage im eigenen Land ging Putin in dem Interview nicht ein, stattdessen reagierte er auf entsprechende Fragen mit Gegenangriffen. Schon beim EU-Russland-Gipfel in Samara Mitte Mai hatte er sich mit Bundeskanzlerin Angela Merkel einen offenen Schlagabtausch geliefert. Merkel kritisierte damals das harte Vorgehen gegen russische Oppositionelle, Putin verwies wiederum auf die Festnahme von Globalisierungsgegnern vor dem G8-Gipfel.
Quelle: ntv.de