Höchstes Plus seit 23 Jahren Rentner bekommen mehr Geld
01.07.2016, 06:45 Uhr
Von der Erhöhung profitieren etwa 20 Millionen Menschen.
(Foto: imago/Eibner)
Die Rentenerhöhung gilt ab heute: Die Bezüge der rund 20 Millionen Rentner steigen wie seit Langem nicht mehr. Dabei holen die Ostrenten auf. Das sei eine schöne Momentaufnahme - mehr aber auch nicht, sagen Kritiker.
Die Renten in Deutschland steigen so stark wie seit 23 Jahren nicht mehr. Ab sofort erhalten die Rentner im Westen um 4,25 Prozent höhere Bezüge. Im Osten des Landes steigt die Rente sogar um 5,95 Prozent. Der Hauptgrund der Rentenerhöhung sind die gute Beschäftigungslage und die daraus resultierenden sprudelnden Einnahmen der Rentenkasse. Aber auch weitere Faktoren spielen eine Rolle, darunter ein einmaliger statistischer Effekt.
Der Vorstandsvorsitzende der Rentenversicherung Alexander Gunkel sagte, die Standardrente im Osten werde mit dieser Rentenanpassung gegenüber der Standardrente im Westen weiter aufholen. Der Abstand reduziere sich von 7,4 Prozent im zweiten Halbjahr 2015 auf 5,9 Prozent im zweiten Halbjahr 2016. Eine völlige Angleichung sei damit aber nicht erreicht, sagte Gunkel.
Die Anhebung des Rentenwerts im Osten auf den aktuellen Rentenwert im Westen entspräche einem jährlichen Volumen von knapp 3,5 Milliarden Euro, sagte er. Die Ausgaben für die Krankenversicherung der Rentner seien hierbei berücksichtigt. Das Bundessozialministerium will bald einen Bericht über die Angleichung von Ost- und Westrenten vorlegen.
"Zu wenig zum Leben"
Der Sozialverband VdK Deutschland forderte eine Korrektur der Rentenpolitik. "Über den unübersehbaren Trend zur Altersarmut kann auch die große Erhöhung nicht hinwegtäuschen", sagte VdK-Präsidentin Ulrike Mascher. "Es muss sichergestellt werden, dass die gesetzliche Rente nach langjähriger vollzeitnaher Erwerbstätigkeit deutlich über dem Grundsicherungsniveau liegt", forderte Mascher.
Wichtig sei zudem, dass die Rentenabschläge von maximal 10,8 Prozent für Erwerbsminderungsrentner abgeschafft werden. Viele von ihnen hätten zu wenig zum Leben.
"Schöne Momentaufnahme, mehr nicht"
Der Deutsche Gewerkschaftsbund forderte zudem einen "Kurswechsel" in der Rentenpolitik. Ansonsten würden künftige Rentenerhöhungen sehr viel niedriger ausfallen, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. "Nach geltendem Recht sinkt das Rentenniveau, die Renten verlieren bis 2030 rund neun Prozent an Wert gegenüber den Löhnen", erläuterte sie. "Für einen Durchschnittsverdiener mit 45 Beitragsjahren entspräche das einem Wertverlust von rund 1500 Euro im Jahr."
Der Grünen-Rentenexperte Markus Kurth sagte: "Die aktuelle Rentenerhöhung ist für die heutigen Rentnerinnen und Rentner eine schöne Momentaufnahme, mehr aber leider nicht." Langfristig habe die Regierung kein Rezept gegen das sinkenden Rentenniveau und die zunehmende Altersarmut. Es müsse eine den Lebensstandard sichernde Rente auch für jene geben, die 2030 oder 2040 in den Ruhestand gehen.
Quelle: ntv.de, hul/dpa