Geheimdienst bestätigt Russischer Militärhubschrauber landet in der Ukraine
23.08.2023, 16:34 Uhr Artikel anhören
Der Pilot eines russischen Mi-8-Hubschraubers soll zur ukrainischen Seite übergelaufen sein.
(Foto: IMAGO/Russian Look)
In einer spektakulären Aktion soll der ukrainische Geheimdienst einen Hubschrauber des russischen Militärs ins Land gelockt haben. Vermutlich stand man mit dem Piloten bereits seit längerer Zeit in Kontakt. Es könnte sich bei ihm und seiner Familie um Überläufer handeln.
Ein russischer Mi-8-Hubschrauber samt Besatzung ist Medienangaben zufolge vom ukrainischen Geheimdienst auf ukrainisches Gebiet gelockt worden. Der Pilot sei zum Überlaufen bewegt worden, berichteten mehrere ukrainische Medien übereinstimmend unter Berufung auf Geheimdienstquellen. Militärgeheimdienstsprecher Andrij Jussow bestätigte zwar den Vorfall im Fernsehen, gab aber keine Details preis: "Es wird gearbeitet, darunter mit der Besatzung. Alles ist gut und es wird Nachrichten geben", sagte er.
Dem Internetportal "Ukrajinska Prawda" zufolge sei der Hubschrauber im ostukrainischen Gebiet Charkiw gelandet. Zwei nicht eingeweihte Mitglieder der Besatzung seien getötet worden. Der Pilot befinde sich weiter in der Ukraine und seine bereits vorher aus Russland geflohene Familie ebenfalls. Bestätigungen dafür lagen vorerst nicht vor.
Anton Geraschtschenko, Berater des Innenministers der Ukraine, schrieb auf dem Kurznachrichtendienst X, die "Spezialoperation" des Geheimdienstes habe sechs Monate gedauert. Der Hubschrauber sei einst in Russland zwischen zwei Luftwaffenstützpunkten hin und her geflogen und habe Teile für Su-27 und Su-30 SM-Kampfflugzeuge transportiert. Ersatzteile sollen nun, genau wie der Hubschrauber, in den Händen der Ukrainer sein.
Zuvor hatten russische Militärblogger über einen bereits vor mehreren Wochen vermissten Mi-8-Hubschrauber berichtet. Dieser soll die Orientierung verloren und auf einem ukrainischen Flugplatz bei der zentralukrainischen Stadt Poltawa gelandet sein. Beim anschließenden Kampf sei der Pilot verwundet und die übrige Besatzung getötet worden, behaupteten die russischen Blogger.
Eigene Hotline für russische Überläufer
Seit dem ersten Tag des Kriegs in der Ukraine legen russische Soldaten nach Angaben Kiews massenweise ihre Waffen nieder und begeben sich freiwillig in die ukrainische Gefangenschaft. Eigens für solche Fälle wurde im Land eine Hotline eingerichtet. Mitte September 2022 rief die Ukraine dann eine zentrale Anlaufstelle für russische Deserteure ins Leben.
Der Sprecher der Initiative "Ich will leben", Witali Matwijenko, antwortete Ende letzten Jahres im Interview mit dem unabhängigen exil-belarussischen Nachrichtenportal Zerkalo.io auf die Frage zum "durchschnittlichen russischen Überläufer": "Es ist eine Person mit der klaren Absicht, sich zu ergeben, 25 bis 40 Jahre alt, hat Familie und eine Einkommensquelle. Meistens sind es Menschen, die in der Armee bereits gedient haben, aber keine Kampferfahrung besitzen. Und sie wollen nicht in den Krieg ziehen, um zu töten oder selbst getötet zu werden."
Quelle: ntv.de, rog/dpa