Christoph Heusgen bei ntv "Russland ist eine Discount-Tankstelle für China"
21.03.2023, 09:58 Uhr Artikel anhörenDer Besuch des chinesischen Präsidenten im Kreml sei für beide Seiten wichtig, sagt Sicherheitsexperte Christoph Heusgen bei ntv. Xi brauche Russland im Systemwettbewerb mit den USA, und Putin brauche die Aufwertung.
Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, sieht im Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping den Versuch einer Aufwertung des russischen Machthabers Wladimir Putin. "Er ist sozusagen jetzt ein Aussätziger der internationalen Gemeinschaft", sagte Heusgen bei ntv über Putin. "Da passt es ihm natürlich, dass der chinesische Präsident kommt und drei Tage bleibt - das ist eine Aufwertung Putins, und das hilft ihm national, wo es ja weder mit dem Krieg so läuft, wie er sich das vorgestellt hat, noch läuft es wirtschaftlich gut für das Land."
Der Besuch sei sowohl für Putin als auch für Xi wichtig. Nachdem der Internationale Strafgerichtshof in der vergangenen Woche einen Haftbefehl gegen Putin ausgestellt hatte, könne dieser seiner Bevölkerung nun zeigen, dass Russland nicht isoliert sei. Xi wiederum brauche Russland im Systemwettbewerb mit den USA. Durch die Selbstisolierung Russlands sei Putin heute ein Juniorpartner für China.
"Russland ist jetzt eine Discount-Tankstelle für China", sagte der frühere Sicherheitsberater von Ex-Kanzlerin Angela Merkel unter Anspielung auf ein Zitat des 2018 verstorbenen US-Senators John McCain. Der sagte einmal, Russland sei eine Tankstelle, das sich als Land verkleide. "Das schätzt Xi natürlich. Xi muss auf der anderen Seite auch Putin stützen, weil er natürlich große Angst davor haben muss, dass in Russland nach diesem Desaster, das Putin für sein Land angerichtet hat, eine Revolution, ein Umsturz kommt, und Russland wieder, wie unter [dem letzten sowjetischen Staatschef Michail] Gorbatschow, demokratisch wird und sich dem Westen zuwendet."
Zur militärischen Lage Russlands im Ukraine-Krieg sagte Heusgen, die sei "ganz mies". Die Russen hätten es nicht geschafft, die Front weiter nach Westen zu bewegen. "Bei Bachmut wird seit Monaten gekämpft. Sie schaffen es nicht, einen strategisch nicht unbedingt wichtigen Ort einzunehmen." Zugleich werde immer stärker deutlich, dass auch Russland Schwierigkeiten mit dem Nachschub von Munition habe. Zudem gebe es den Konflikt zwischen der Gruppe Wagner des Oligarchen Jewgeni Prigoschin und der regulären Armee. "Da ist sehr viel, was in Russland nicht stimmt."
Quelle: ntv.de, hvo